Können Kardiologen ihre Herzinsuffizienz-Patienten bedenkenlos in die Infrarotsauna schicken? Dieser Frage gingen Wissenschaftler aus Schweden nach und sichteten für ihre Metaanalyse zahlreiche Studien.
Häufig sind Koronarpatienten verunsichert, ob sie in die Sauna, das Dampfbad oder die Infrarotkabine gehen dürfen – oder sogar sollen. Es wurden zu dieser Thematik bereits fast 1.500 Studien durchgeführt. Die Qualität der Studien ist dabei aber sehr heterogen. Eine schwedische Arbeitsgruppe um Källström et al. hat für eine Metaanalyse alle Studien gesichtet. Können Kardiologen ihren Patienten zu Saunagängen raten?
Die Wissenschaftler analysierten Studien sowohl für das Infrarot-Saunabad als auch für das finnische Saunabad. Von 1.444 Studien erfüllten neun die Einschlusskriterien. Sieben dieser neun Studien wurden in die Meta-Analyse einbezogen.
Das Ziel dieser Studie war es, die Evidenz von Saunagängen als medizinische Maßnahme durch eine systematische Überprüfung anhand von Symptomen, Blutdruck, Biomarkern, kardialen Dimensionen und Funktionen, Endothelfunktion und Mortalität festzustellen. In die sieben berücksichtigen Studien waren insgesamt 491 Patienten mit Herzinsuffizienz eingeschlossen, 275 in den Saunagruppen, 216 in den Kontrollgruppen. Von den sieben Studien wurden sechs randomisiert. Alle sieben Studien bewerteten eine Infrarot-Sauna-Therapie, da nur diese Studien die Einschlusskriterien erfüllten.
Die Saunaform, die in den Studien analysiert wurde, wird als Waon-Therapie bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine an der Universität von Kagoshima, Japan, entwickelte Form der Wärmebehandlung. Dabei setzt sich der Patient für 15 Minuten in eine Infrarot-Trockensauna bei 60 Grad Celsius. Dies soll die Körperkerntemperatur um 1,0 bis 1,2 °C erhöhen. Anschließend ruht er eine halbe Stunde lang in Decken eingepackt im Bett aus.
Die Häufigkeit des Infrarot-Saunabades betrug fünfmal pro Woche und die Nachbeobachtungszeiträume variierten von 2 bis 4 Wochen. Der Schweregrad der Herzinsuffizienz gemäß der NYHA-Klassifikation variierte bei den Betroffenen zu Studienbeginn von Grad II bis IV. Die Mehrheit der Patienten (> 95 %) wurde in die Klassen II oder III eingestuft. Der mittlere Ejektionsfraktions-Wert (EF) zu Studienbeginn lag in allen eingeschlossenen Studien bei < 40 %.
Mögliche zugrundeliegende Mechanismen für die Gefäßfunktion sind die Verbesserung der Endothelfunktion, die Verringerung von oxidativem Stress und Entzündungen. Außerdem wird die vorteilhafte Modulation des autonomen Nervensystems und die positive Veränderung des Niveaus zirkulierender Gefäßrisikofaktoren wie natürliche Peptide und Lipide, hormonelle Veränderungen, verbesserte Gefäßfunktion und Verbesserung des kardiorespiratorischen Systems sowie der kardiovaskulären Funktion für die Wirkung verantwortlich gemacht.
Die Metaanalyse von Källström et al. lässt einige Fragen unbeantwortet. Es wurden ausschließlich englischsprachige Studien einbezogen. Der große Anteil an asiatischen Studien bleibt dabei unberücksichtigt. Es wurde nur die spezielle Saunaform der Infrarotkabine eingeschlossen. Es ist nicht analysiert, ob diese Ergebnisse auf die sehr gebräuchliche finnische Sauna übertragbar sind. Die Frage ist, ob ein Patient insgesamt „entschleunigter“ und damit stressfreier lebt, wenn er sich einige Saunagänge pro Woche gönnt. Dennoch kann man als Resümee sagen, dass die Infrarotsauna Patienten mit Herzinsuffizienz gut tut und frei von Risiken ist.
Andere Studien untersuchten auch die Wirkung der klassischen Sauna bei Patienten mit Herzinsuffizienz und attestierten dieser eine positive Wirkung. Die Zahl der Probanden war mit 26 jedoch zu kleine für eine Aussage. Auch eine Studie von Lee et al. ergab, dass nach 30 Minuten Schwitzen die Pulswellengeschwindigkeit, systolischer und diastolischer Blutdruck, mittlerer arterieller Druck und die Auswurfzeit des linken Ventrikels gesenkt waren. Die Einflüsse auf den systolischen Druck und die Auswurfzeit waren auch eine halbe Stunde später noch messbar. Mit 102 Probanden war die Studie zwar nicht besonders groß, deutet aber auf eine positiven Effekt hin.
Artikel von Matthias Bastigkeit
Bildquelle: solskin, pixabay