Unruhe auf den Fluren, schreiende Patienten, Fäkalien auf dem Boden. Gestern habe ich mir „Team Wallraff“ angesehen. Diesmal recherchierten die Undercover-Reporter in psychiatrischen Einrichtigungen. Obwohl die Aufmachung reißerisch ist, haben mich die Zustände schockiert.
Gestern habe ich mir die neue Ausgabe von „Team Wallraff“ angeguckt. In Undercover-Recherche wurden hier psychiatrische Kliniken und Einrichtungen der Jugendhilfe besucht. Und ich war wirklich schockiert.
Eines vielleicht vorweg: Günther Wallraffs Stil des investigativen Journalismus unter Verwendung von Undercover-Reportern ist umstritten. Und das Format im Privatfernsehen könnte den Verdacht nahelegen, dass es sich hier um eine reißerische Berichterstattung handelt.
Grusel-Psychiatrie der 70er-Jahre
Für die Sendung wurden wohl mehrere Kliniken ausgewählt, in denen besonders augenfällige Mißstände bekannt waren. Und sicherlich wurden besonders schockierende Szenen aus dem Zusammenhang genommen und in einer dramatischen Form zusammengeschnitten.
Was man da aber in kürzester Zeit an Mißständen, falschen Haltungen und unangemessenem Verhalten mitansehen muss, erinnert an die siebziger Jahre. Aber nicht daran, wie die Psychiatrie der Gegenwart gestaltet werden sollte – und in sehr vielen Kliniken auch wird.
Man sieht Szenen, die klar rechtswidrig sind. So erklärt eine Pflegekraft vor laufender, wenn auch versteckter Kamera, dass sie einem Patienten die Medikation unter die Käsescheibe aufs Brot legt, da er sie nicht freiwillig einnehme. Das ist eine Straftat. Das ist Körperverletzung. Anschließend hat die Klinik auch noch offensichtlich unangemessen auf diese Szene reagiert, indem sie das Vorkommnis einfach geleugnet hat.
Zum Glück geht es in vielen Kliniken anders zu
Die Reportage ist teilweise wirklich sehr schmerzhaft anzusehen. Erfreulicherweise wird am Ende aber noch ein positives Beispiel einer Klinik gezeigt, die einen modernen, respektvollen und zeitgemäßen Umgang mit den Patienten widerspiegelt. Wallraff kommentiert, dass mit Sicherheit nicht nur diese eine Klinik in der Gegenwart angekommen sei.
Ich empfehle jedem, sich die Zeit zu nehmen, die Reportage anzusehen. Ihr findet sie hier.
Bildquelle: PublicDomainPictures, Pixabay