In einer Urinprobe eines 10-jährigen Mädchens taucht ein mysteriöses Protozoon auf. Ein Mikrobiologe hält seine Beobachtungen des Urtierchens in einem Video fest und fragt die Online-Community um Rat. Um welchen Organismus handelt es sich?
Um sich im Internet mit anderen Experten auszutauschen, stellte ein Mikrobiologe ein Video online und fragte die User, was ihrer Meinung nach auf der Aufnahme zu sehen ist. Die Community äußerte viele unterschiedliche Vorschläge. Die Liste umfasst humane Pathogene wie Trichomonas vaginalis, Giardia, Leishmanien, Trypanosomen und Microspora. Aber auch Umweltschadstoffe oder Spezien wie der Bodo-saltans-Virus, Parabodo (Gattung der Excavata aus der Familie der Eukaryoten), Neobodo designis, Monosigidae, Chilomonas, Chilomastix und Phyllanthus zählten zu den Vorschlägen. Des weiteren fanden sich fäkale Kontaminanten wie Retortamonas und Enteromonas auf der Liste.
Quelle: Reddit, hier geht es zum Video
Verdacht auf Trichomonas vaginalis
Das Kind war noch nie gereist. Das Urtierchen zeigte nur eine leichte Ähnlichkeit zu den bereits erwähnten pathogenen Spezies. Am problematischsten wäre Trichomonas vaginalis. Die durch parasitäre Einzeller ausgelöste Krankheit wird praktisch ausschließlich über Geschlechtsverkehr übertragen, Schmierinfektionen sind sehr unwahrscheinlich. Im Urin eines Mädchens, das erst 10 Jahre alt ist, würde ein Nachweis solcher Trichomonaden schwerwiegende Konsequenzen nach sich ziehen. Der Betrachter sollte bei seiner Einschätzung also ganz sicher sein.
Einige Oberärzte, die der Mikrobiologe persönlich konsultierte, bemerkten aber, dass die Größe und Form des Organismus nicht charakteristisch für T. vaginalis war. Die Kultur, die er mit seinem Team aus der Flüssigkeit angelegt hatte, um T. vaginalis daraus zu isolieren, brachte ebenfalls keinen Organismus hervor. Die Standard-Bakterienkultur führte bei dieser Probe zur Entwicklung unterschiedlicher Bakterien. Dies sei laut Autor ein Hinweis auf fäkale Kontamination der Probe, denn vor allem Kinder und ältere Menschen hätten manchmal Schwierigkeiten, reine Urinproben zu liefern.
Urinprobe, die zweite
Der Mikrobiologe forderte eine wiederholte Probe an. In dieser zweiten Urinprobe konnte kein Flagellat gefunden werden, was die Ärzte in ihrer Vermutung bestärkte, dass es sich um eine fäkale Verunreinigung gehandelt hatte. Um im Labor die Nukleinsäureamplifikationstechnik (NAAT) anzuwenden, war die erste Urinprobe schon zu alt und die zweite Probe wies keinen Organismus auf. Also schickte das Team das bisher gesammelte Material an Fotos und Videos in das parasitologische Labor. Dort kam man schließlich zum selben Ergebnis wie zwei Mitglieder aus der Reddit-Community. Wer noch mitraten möchte, kann das gerne tun. Die Auflösung gibt es hier.
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