Bald könnte die jährliche Grippeimpfung mit einer Tablette statt mit einer Spritze appliziert werden. Diese wäre in der Herstellung vermutlich günstiger und könnte vor einer größeren Zahl an Viren schützen.
Influenzaviren mutieren so schnell, dass die gebildeten Antikörper den veränderten Virenstamm nicht erkennen. Das ist der Grund, warum Grippeimpfungen jährlich wiederholt werden müssen und oft nur mäßig wirksam sind. Wissenschaftler versuchen das Problem seit Längerem zu lösen, indem sie eine Struktur der Viren angreifen, die bei einer Vielzahl der Erreger ähnlich ist. Nun haben Forscher einen neuen Wirkstoff gegen Influenza-A-Viren entwickelt, der oral eingenommen werden kann. Dieser wäre in der Herstellung vermutlich günstiger als Antikörper, die injiziert werden und könnte vor einer größeren Zahl an Viren schützen.
Die neue Substanz wurde auf Grundlage eines bekannten breit wirksamen Antikörpers entwickelt und ahmt dessen Bindestellen nach. Dazu wählten die Wissenschaftler zunächst den Antikörper CR6261 aus, der an Hämagglutinin (HA) auf der Membran eines Virus andockt und so verhindert, dass er mit der Wirtszelle verschmilzt. Anschließend durchsuchten sie eine Datenbank, bestehend aus einer halben Millionen Molekülvariationen und wählten eine aus, die genauso an den Virus andocken kann und gleichzeitig leicht anwendbar ist.
Mit diesem Wirkstoff, genannt JNJ4796, neutralisierten sie bei Mäusen erfolgreich den Grippeerreger von 2009, einen A/H1N1-Virus, sowie eine Variante des Vogelgrippevirus A/H5N1. Auch war der Test an im Labor gezüchteten menschlichen Lungenzellen erfolgreich. Gegen die momentan vorherrschenden Influenza-B-Stämme hat der Wirkstoff nicht geholfen. Dafür müsse der Wirkstoff noch modifiziert werden, so die Forscher. Das Prinzip sei im Idealfall jedoch übertragbar, sogar auf andere Krankheiten wie beispielsweise Ebola. Bis solche Moleküle am Menschen in klinischen Studien getestet werden können, wird allerdings noch einige Zeit vergehen.
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