Zum zweiten Mal weltweit ist ein Patient vom AIDS-Erreger befreit worden. Mithilfe einer Stammzellentransplantation hat ein Ärzteteam vom University College of London dafür gesorgt, dass das HI-Virus seit mindestens 18 Monaten nicht mehr im Körper des „London Patient“ nachgewiesen wurde.
Der Patient, der zusätzlich zu HIV an einem Hodgkin-Lymphom erkrankt war, hatte vor drei Jahren gespendete Stammzellen erhalten, die eine seltene genetische Veränderung aufwiesen. Eine Mutation des CCR5-Gens verhindert, dass das HI-Virus eine Immunzelle infizieren kann, da das Protein zum „Andocken“ der meisten HI-Virenstämme nicht auf der Zelloberfläche vorhanden ist. Vorher und nachher war er mit einer antiretroviralen Therapie behandelt worden.
Dies erinnert stark an den ersten bekannten Fall einer HIV-Remission. Der US-Bürger, der vor ungefähr zwölf Jahren in der Berliner Charité behandelt wurde und entsprechend „Berlin Patient“ getauft wurde, erhielt Knochenmark eines Spenders mit derselben Mutation.
Die Forscher weisen darauf hin, dass die Stammzellentherapie bloß bei Patienten mit entsprechendem Bedarf eingesetzt werden darf und sich nicht als AIDS-Therapie eignet. Zum einen weisen manche Patienten andere HIV-Stämme auf, bei denen die Genmutation nicht greift, zum anderen sei diese gefährliche Behandlung nicht der antiretroviralen Therapie vorzuziehen, die langfristig erfolgreich und weniger aggressiv ist. Experten merken außerdem an, dass eine 18-monatige Remission zwar vielversprechend, aber noch kein Zeichen für eine vollständige Heilung sei. Die Ergebnisse wurden am 05.03.2019 auf der Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections in Seattle präsentiert und erscheinen anschließend im Journal Nature.
Auf derselben Veranstaltung wurde außerdem ein Fall vom Universitätsklinikum Düsseldorf präsentiert, der eine ähnliche Geschichte aufweist. Der „Düsseldorfer Patient“ erhielt eine Stammzellentransplantation, in diesem Fall aufgrund von akuter myeloischer Leukämie (AML). Der Spender wies ebenfalls eine Genmutation auf, die ihn resistent gegenüber den meisten HI-Virenstämme machte. Auch dieser Patient wurde nach der Transplantation mit einer antiretroviralen Therapie behandelt. Mittlerweile unterzieht er sich seit dreieinhalb Monaten nicht mehr der Therapie und weist dennoch keine Anzeichen von HI-Viren auf.
Die Klinik weist darauf hin, dass es zu früh sei, um von einer Remission zu sprechen, und dass sie das Nachweisverfahren weiterhin regelmäßig durchführen werde, um im Zweifelsfall zu intervenieren. Erneut wird darauf hingewiesen, dass die Stammzellentherapie nicht als generelle Behandlungsoption für HIV-Patienten gilt und nur im Einzelfall bei dringendem Bedarf angewandt werden soll. Dennoch geben beide Fälle mögliche Richtungen für die Forschung vor, besonders für das Feld der Gentherapie.
Quellen: © Apporva Mandavilli / The New York Times & Susanne Dopheide / Universitätsklinikum DüsseldorfFoto: © Chad McNeeley / United States Navy / Wikimedia Commons