Um HPV-assoziierte Erkrankungen einzudämmen, haben deutsche Gynäkologen nun einen dringenden Aufruf zur Impfung gestartet. Die Wirksamkeit und der Schutz des HPV-Impfstoffs sind nach mehr als zwölf Jahren Anwendung belegt.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat im vergangenen Jahr die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) auch für alle Jungen ab neun Jahren in den aktuellen Impfkalender aufgenommen. Für Mädchen im gleichen Altersbereich wurde sie schon vor zwölf Jahren als Standardimpfung eingeführt. Alle Kinder, die nicht bereits geimpft sind, sollten die Impfung bis zum 18. Geburtstag nachholen. Die Kosten werden sowohl von den gesetzlichen Krankenkassen als auch den privaten Krankenversicherungen voll übernommen.
Damit ist jetzt der Weg frei zur Verhinderung von Erkrankungen, die durch HPV ausgelöst werden. Laut Statistik erkranken in Deutschland jährlich 4.600 Frauen neu an einem Zervixkarzinom, 1.600 Frauen sterben jedes Jahr daran. Auch andere Karzinome, insbesondere im Genital-, Anal- sowie im Mund- und Rachenbereich werden durch die gleichen HP-Viren ausgelöst. Mehr als 30 Prozent aller HPV-bedingten Krebse in Europa finden sich bei Männern. In Deutschland liegen für Männer die Fallzahlen an Anal-, Penis- und Kopf-Hals-Karzinomen bei 4.800 Neuerkrankungen und 1.924 Sterbefällen pro Jahr. Neben den bösartigen Erkrankungen werden durch Humane Papillomviren auch übertragbare Warzenbildungen im Genitalbereich bei jeweils etwa 300.000 Männern und Frauen jährlich ausgelöst.
Über 80 Prozent infizieren sich im Verlauf ihres Lebens mit HPV
Die Übertragung der HP-Viren erfolgt durch Hautkontakte, besonders durch Sexualkontakte und ist durch Kondomgebrauch nicht zu verhindern. Da sich mehr als 80 Prozent aller Menschen im Laufe des Lebens mit HPV infizieren und diese Infektionen symptomlos verlaufen, kann sich das Virus in der Bevölkerung gut verbreiten. Das Mitimpfen der Jungen wird zu einer Verringerung der Virusübertragung und zur deutlichen Reduktion der Krankheitslast von HPV-assoziierten Tumoren bei beiden Geschlechtern führen. Bei hoher Impfbeteiligung besteht sogar die Chance, durch Verringerung des Virusaustausches auch eine Auslöschung von Erkrankungen durch die in den Impfstoffen berücksichtigten HPV-Typen zu erreichen.
Nach mehr als zwölfjähriger Impfstoff-Anwendung können verlässliche Angaben zu Nebenwirkungen, Wirksamkeit und Sicherheit der HPV-Impfstoffe gemacht werden. So wurde die Effektivität der HPV-Impfung bei Mädchen und Frauen anhand vieler Studien inzwischen bewiesen. In Ländern mit hoher Impfbeteiligung konnte bereits wenige Jahre nach Einführung der Impfung positive Effekte festgestellt werden. Dazu gehören ein Rückgang der Erkrankungszahlen an Genitalwarzen, eine Abnahme der Krebsvorstufen am Gebärmutterhals und sogar eine Verringerung der Krebsdiagnosen.
Höchste Schutzwirkung vor möglichem HPV-Kontakt
Seit Einführung der HPV-Impfung sind nach Auswertung aller Melderegister keine schweren bleibenden Schäden aufgetreten, wie die STIKO in ihrer Begründung zur HPV-Impfung der Jungen nochmals eindringlich ausführt. Nebenwirkungen der Impfung sind ebenso selten wie bei den anderen Standardimpfungen im Impfkalender. Daher rufen die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) und der Berufsverband der Frauenärzte e.V. (BVF) vereint im German Board and College of Obstetrics and Gynecology (GBCOG) dringend zur Teilnahme an der Impfung auf.
Die Impfung entfaltet den höchsten Schutzeffekt, wenn vor einem möglichen HPV-Kontakt geimpft wird. Deshalb empfehlen der BVF und die DGGG, die HPV-Impfung im frühestmöglichen Alter durchführen zu lassen. Zugelassen sind die HPV-Impfstoffe ab einem Alter von 9 Jahren, eine Altersbegrenzung nach oben gibt es nicht. Auch nach dem 18. Geburtstag bis ins höhere Alter ist die Impfung hoch wirksam, und es gibt viele Gründe für die Durchführung der Impfung auch in diesem Altersbereich, die mit dem Frauenarzt besprochen werden sollten.
Nutzen-Risiko-Abwägung spricht nur für die Impfung
Gynäkologen haben es in der Hand, zukünftig Frauen wie Männern viel Leid durch HPV-abhängige Tumore zu ersparen. Die Ärzte tehen für weitere Informationen und die Durchführung der Impfung bereit. Man braucht nicht mehr über Sicherheit, Wirksamkeit und Nutzen der HPV-Impfung zu diskutieren: Die Nutzen-Risiko-Abwägung spricht bewiesenermaßen längst für die Impfung. Frauenärzte in Klinik und Praxis sollten jetzt dazu beitragen, diese segensreiche Impfung allen Jungen und Mädchen verfügbar zu machen.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.
Bildquelle: Tim Reckmann, flickr