Obwohl die Angiogenesehemmung als onkologische Strategie weit verbreitet ist, gibt es immer noch Wissenslücken. Forscher zeigen, dass Ramucirumab als Add-On bei fortgeschrittenen Magen- oder Ösophaguskarzinomen keinen Mehrwert bietet.
Bei zahlreichen Krebserkrankungen versuchen Onkologen heute, die Gefäß-Neubildung (Angiogenese) zu hemmen. Sie setzen u.a. VEGFR-Inhibitoren ein, also Arzneistoffe, die am Rezeptor für den Vascular Endothelial Growth Factor (VEGF) binden. VEGF kann nicht mehr binden, die Neubildung von Blutgefäßen wird gebremst und ein Tumor am Wachstum gehindert. Ärzte um Charles S. Fuchs vom Yale Cancer Center, Smilow Cancer Hospital, New Haven, wollten wissen, ob der VEGFR-Inhibitor Ramucirumab als Add-On beim metastasierendem Magen- oder Ösophaguskarzinom einen Mehrwert bietet.
Suche nach dem Nutzen
Für die RAINFALL-Studie, eine doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte Phase-3-Studie, rekrutierten sie 645 Patienten. Die Arbeit wurde vom Pharmaunternehmen Eli Lilly and Company finanziert. Alle Patienten erhielten Ramucirumab plus Fluorpyrimidin plus Cisplatin (n = 326) oder Placebo plus Fluoropyrimidin plus Cisplatin (n = 319).
In der Ramucirumab-Gruppe fanden Onkologen verglichen mit Placebo zwar ein signifikant längeres progressionsfreies Überleben (5,7 versus 5,4 Monate). Um die Robustheit der Ergebnisse zu überprüfen, führten unabhängige Experten Sensitivitätsanalysen durch. Ihr Ziel war, potenzielle Einflussfaktoren zu finden, etwa das Alter, das Geschlecht, die Ethnie, histologische Parameter bzw. Unterschiede in der Tumorprogression. Basis waren Daten aus der Bildgebung. Hier ergab sich kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Studienarmen. Auch beim mittleren Gesamtüberleben (11,2 versus 10,7 Monate) zeigte Ramucirumab keinen signifikanten Vorteil.
Die häufigsten schweren Nebenwirkungen waren Neutropenien (26% versus 27%), Anämien (12% versus 14%) und Hypertonien (10% versus 2%). Ansonsten kam es Erbrechen (4% versus 7%) und zu Durchfall (3% versus 6%).
Wer profitiert von Ramucirumab?
Doch so ganz wollen die Autoren Ramucirumab nicht aufgeben. Im Artikel vermuten sie, Subgruppen könnten sehr wohl von Angiognesehemmern profitieren: „Künftige Anstrengungen müssen darauf gerichtet sein, Biomarker zu identifizieren, die eine bessere Patientenauswahl ermöglichen“, schreibt Fuchs. Er hofft auf Ergebnisse aus laufenden Studien, um die offenen Fragen zu klären.
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