Morbus Crohn- und Colitis ulcerosa-Patienten leiden oft unter Eisenmangel. Therapien sind häufig mit Nebenwirkungen verbunden. Eine intravenöse Eisensupplementierung erwies sich nun als hilfreich – vor allem für Morbus Crohn-Patienten – da die typischen Nebenwirkungen ausblieben.
Eine internationale Wissenschaftlergruppe hat untersucht, wie sich das Mikrobiom bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auf orale oder intravenöse Eisengaben verhält. „Die Eisenzufuhr hatte sowohl oral als auch intravenös einen sehr deutlichen Einfluss auf das Mikrobiom des Darms“, sagt Professor Dirk Haller von der Technischen Universität München. Diese Beobachtung sei insofern bemerkenswert, weil die intravenöse Gabe den Eisengehalt im Darm wiederum nicht beeinflusste.
Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die zwei häufigsten Formen chronisch entzündlicher Darmerkrankungen und nicht heilbar. „Der Charakter dieser Krankheiten ist wesentlich komplexer als bei Infektionen. Wir wissen nicht, welche Bakterien in welcher Gemeinschaft beteiligt sind“, erklärt Haller. Die Studie habe bestätigt, wie sensibel das Mikrobiom des Darms auf eine Eisenzufuhr reagiert – besonders bei Patienten Morbus Crohn. Bisher war nur bei Versuchen mit Mäusen eine deutliche Veränderung der Darmflora durch eine Eisenersatz-Therapie nachgewiesen worden. Eine Humanstudie fehlte bisher. Die 72 Probanden der Studie waren an einem kanadischen Krankenhaus ausgewählt worden: 31 Morbus Crohn-Patienten, 32 leiden an Colitis ulcerosa und 19 aus anderen Gründen an Anämie. Die eine Hälfte der Teilnehmer wurde oral mit Eisensulfat behandelt, die andere Hälfte erhielt Eisen intravenös. Vor und nach der Therapie wurden Stuhlproben genommen und die Bakteriengemeinschaften sowie Stoffwechselprodukte gemessen.
Die kurzzeitige Eisenbehandlung führte in dem kurzen Behandlungszeitraum zu keiner Verschlimmerung der Darmerkrankung. „Trotzdem kann der Schluss gezogen werden, dass vor allem Morbus Crohn Patienten mit einer instabilen Darmflora von der intravenösen Eisensupplementierung profitieren, weil bei der intravenösen Gabe in der Regel auftretende Nebenwirkungen offenbar ausgeschlossen werden können,“ so Haller. Originalpublikation: Oral versus intravenous iron replacement therapy distinctly alters the gut microbiota and metabolome in patients with IBD Thomas Lee et al.; Gut, doi: 10.1136/gutjnl-2015-309940; 2016