Eine Stelle falsch zu besetzen, kann schnell teuer und aufwändig werden. Wenn die neue MFA etwa schlechte Stimmung im Team verursacht, wirkt sich das negativ auf die Motivation der Belegschaft und vielleicht sogar auf das Image der Praxis aus. Im schlimmsten Fall kippt das Arbeitsklima und die „guten“ Mitarbeiter_innen kündigen. Grund genug also, vor der Einstellung ganz genau hinzuschauen.
Fachkompetente, motivierte und zuverlässige Mitarbeiter_innen zu finden, wird für Arztpraxen immer schwerer. Zwar entscheiden sich immer noch tausende junge Menschen jedes Jahr für eine Ausbildung als Medizinische/r Fachangestellte/r (MFA), aber viele brechen die Ausbildung ab oder wechseln danach in besser bezahlte Jobs.
Keine leichten Vorzeichen also für Arztpraxen, die auf Personalsuche sind. Eine ansprechende Stellenanzeige (Tipps gibt es hier) ist der erste Schritt. Der zweite ist, die Bewerber zu prüfen: Passen sie auch ins Team?
Zuerst sollten Sie sich selbst klar machen, wen Sie suchen. Wichtig sind dabei nicht nur die fachlichen Kompetenzen, sondern auch Persönlichkeit und Einstellung. Welcher Typ Mensch passt in Ihr Team, bringt vielleicht sogar eine positive Dynamik hinein? Dazu gehört auch, das eigene Team und Arbeitsklima zu reflektieren. Was sind die Stärken, was die Schwächen?
Strukturierte Bewerbungsgespräche mit simulierten Situationen
In einem strukturierten Bewerbungsgespräch können Sie wichtige Faktoren abklären, die in Bewerbungsunterlagen meist zu kurz kommen. Ist die Kandidatin belastbar, ausdauernd, überzeugend, teamfähig und motiviert?
Fragen Sie zum Beispiel
Sie können auch Aufgaben stellen oder Situationen aus dem Praxisalltag simulieren, so wie diese:
„Es ist Montagnachmittag um vier Uhr. In einer Stunde endet die offizielle Sprechstunde. Im Wartezimmer sitzen noch sieben Patienten; weitere Anmeldungen werden nicht mehr entgegengenommen. Ein männlicher Patient kommt herein und möchte sofort behandelt werden. Wie reagieren Sie?“
„In unserer Kaffeeküche stehen zum Feierabend häufig noch dreckige Tassen in der Spüle. Einige Kolleginnen halten sich nicht an den Putzplan. Haben Sie eine Idee, was man dagegen tun könnte?“
„Wir versuchen schon länger, die Impfquote unter unseren Patienten zu erhöhen. Wie würden Sie das angehen?“
Das Team miteinbeziehen
Vier Augen sehen mehr als zwei. Darum sollten Sie Ihr Team in den Bewerbungsprozess miteinbeziehen. Wenn Sie eine Praxismanagerin beschäftigen, können Sie das Bewerbungsgespräch zu zweit führen und sich anschließend austauschen.
Für viele Praxen hat sich ein Probe-Arbeitstag bewährt. So können Bewerberin und Team sich gegenseitig „beschnuppern“, bevor die endgültige Entscheidung getroffen wird. Bitten Sie das Team nach dem Probetag um Feedback: Wie hat sich die Kandidatin fachlich und menschlich geschlagen? So beweisen Sie Vertrauen gegenüber Ihrem Team und können idealerweise verhindern, dass einzelne Teammitglieder den Neuzugang torpedieren.
Üblich ist es auch, eine Probezeit im Arbeitsvertrag zu vereinbaren. Während dieser Zeit können beide Seiten das Arbeitsverhältnis schneller und unkomplizierter kündigen. Eine Alternative ist ein befristeter Arbeitsvertrag mit Option auf Verlängerung; diese Einschränkung könnte jedoch potenzielle Bewerber abschrecken.
Persönlichkeitstest mit Tücken
Eine weitere Möglichkeit, Bewerber besser kennenzulernen, sind Persönlichkeitstests, zum Beispiel nach dem Fünf-Faktoren-Modell („Big Five“). Laut diesem Modell lässt sich jede Persönlichkeit über fünf Haupteigenschaften messen: Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit. Je nachdem, wie starke diese Aspekte und ihre Unterkategorien ausgebildet sind und wie diese Mischung zusammenwirkt, entsteht ein individuelles Persönlichkeitsprofil.
Im Internet gibt es jede Menge Webseiten, die derartige Tests kostenlos anbieten. Die Kandidaten müssen lediglich einen Fragenkatalog von ca. 80 Fragen beantworten (Dauer: 5- 10 Minuten). Es gibt allerdings auch Nachteile: Einerseits müssen die Bewerber dazu einwilligen. Andererseits können die Testergebnisse leicht verfälscht werden, indem zum Beispiel Teilnehmer die „sozial erwünschten“ Antworten wählen anstatt ehrlicher Antworten. Und zu guter Letzt hält man am Ende kein klares Profil in den Händen, sondern eine statistische Einschätzung, die man erst interpretieren muss. Das erfordert Übung.
Die Entscheidung fällt
Für welche Variante Sie sich entscheiden – Ihr Bauchgefühl wird im Entscheidungsprozess eine wichtige Rolle spielen. Und das ist auch gut so, denn nur ein Team, das auf menschlicher Ebene harmoniert, wird reibungslos und erfolgreich zusammenarbeiten. Unterschätzen Sie den Faktor „Mensch“ also nicht im Bewerbungsprozess.
„Sie ist die Richtige“ – Wie man Mitarbeiter findet, die ins Team passenHat alles geklappt und Sie haben die richtige Kandidatin gefunden, setzen Sie den Arbeitsvertrag auf. Beim NAV-Virchow-Bund erhalten Sie dafür einen auf die Arztpraxis zugeschnittenen und juristisch geprüften Mustervertrag und werden zudem persönlich von unserer erfahrenen Rechtsanwältin Andrea Schannath beraten. Dieser Service ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Den Tarifvertrag für MFA können Sie hier kostenlos herunterladen.
Welche Erfahrungen haben Sie mit neuen Mitarbeiter_innen gemacht? Haben Sie sich schon einmal für die „falsche“ Kandidatin entschieden? Teilen Sie Ihre Erlebnisse mit uns in den Kommentaren.
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