In Deutschland leiden knapp 30 Millionen Menschen unter Hypertonie. Dagegen müssen zum Teil mehrere Medikamente eingenommen werden. Doch das muss nicht unbedingt sein: Eine aktuelle Studie bestätigt den postiven Effekt von regelmäßigem Sport.
Der häufigste Grund für Bluthochdruck ist ein ungesunder Lebensstil, insbesondere zu wenig Bewegung und, in Folge, Übergewicht. Kaum mehr als 10 Prozent der Menschen in ihrer zweiten Lebenshälfte bewegen sich ausreichend. Die Folgen sind bekannt: Adipositas, zu hohe Blutzucker- und Blutfettwerte, Hypertonie.
Mehr sportliche Aktivität, die Kontrolle des Körpergewichtes sowie gesunde Ernährung in jedem Alter könnten die Risiken deutlich senken. Im Idealfall entseht so erst gar kein Übergewicht und/oder Bluthochdruck. Aber auch Hypertoniker, die medikamentös behandelt werden müssen (≥ 140/90 mmHg), können von körperlicher Aktivität profitieren. Das bestätigte bereits 2015 eine Studie. Zwei- bis dreimal pro Woche 30 bis 45 Minuten Sport mit moderater Intensität kann mittel- und langfristig den Blutdruck senken. Ein antihypertensives Medikament kann so unter Umständen überflüssig werden. Die meisten Patienten benötigen eine Kombination aus zwei oder drei Medikamenten, um den Blutdruck in den Zielbereich abzusenken. Wer Sport macht, könnte demzufolge mit einem oder zwei auskommen.
Außerdem werden durch regelmäßiges moderates Training weitere Risikofaktoren positiv beeinflusst. Als günstige Nebenwirkungen werden ein besseres Körpergefühl, psychisches Wohlbefinden und eine insgesamt bessere Lebensqualität erreicht. Zudem könnte auch das Medikamenten-Nebenwirkungsrisiko reduziert werden. Die Therapie-Kosten würden sich so verringern.
Sport wirkt blutdrucksenkend
Dass strukturierte Trainingsprogramme in der Lage sind, den Blutdruck zu senken, zeigt jetzt auch die aktuelle Meta-Analyse von H. Naci et al. vom Stanford Prevention Center, Stanford University School of Medicine, Kalifornien, USA. Eingeschlossen waren 391 randomisierte kontrollierte Studien, von denen 197 Bewegungsinterventionen und 194 verschiedene Antihypertensiva bewerteten. Keine der Studien verglich Bewegungsintervention direkt mit Medikamenten. Im Ergebnis zeigte sich aber, dass schon ausschließlich mit strukturierten Übungsplänen eine konsistente Blutdrucksenkung erreicht werden kann. Dabei wurden alle Arten von Bewegung, einschließlich Kombination von Ausdauer und Krafttraining, berücksichtigt. Die Blutdrucksenkung sei zwar insgesamt schwächer als bei Patienten, die Medikamente erhielten, aber bei Patienten mit systolischem Blutdruck über 140 mmHg war der blutdrucksenkende Effekt des Sports vergleichbar mit der Wirkung von üblicherweise verordneten blutdrucksenkenden Präparaten.
Schwierigste Herausforderung: Am Ball bleiben
Wie frühere Studien zu Sport und Blutdrucksenkung bereits zeigten, ist die Stärke des Effekts von Bewegung auch davon abhängig, wie intensiv und wie regelmäßig trainiert wird. Zudem brauchen die Patienten Geduld, denn es dauert eine gewisse Zeit, ehe gegebenenfalls ein Medikament weggelassen werden kann. „Art und Intensität der körperlichen Aktivität müssen zudem an individuelle Voraussetzungen wie Blutdruckwerte und kardiale Leistungsfähigkeit angepasst werden und sollten, wie auch das Absetzen von Medikamenten, immer mit dem behandelnden Arzt besprochen werden“, erklärt Prof. Burkhard Weisser, Direktor des Instituts für Sportwissenschaft an der Universität Kiel. Er ist Vorstandsmitglied der Deutschen Hochdruckliga (DHL).
Empfohlen wird bei Bluthochdruck zum Beispiel moderates dynamisches Training, wie Joggen, Radfahren, Walking, Schwimmen oder Skilanglauf. Die Aktivität sollte für mindestens 30 Minuten an fünf bis sieben Tagen pro Woche über einen längeren Zeitraum ausgeübt werden, um eine Blutdrucksenkung zu erreichen. Auch kann nach neueren Erkenntnissen ein Muskelkrafttraining positive Effekte auf den Blutdruck haben, allerdings nicht so stark wie Ausdauersport. Bewegung durch Spazierengehen oder moderates Walking ist in jedem Falle nützlich und für alle Menschen, auch für jene mit sehr hohem Blutdruck, geeignet.
Schwierigste Herausforderung ist, dass es der dauerhaften Motivation der Patienten bedarf, lebenslang am Ball zu bleiben. Bei der gesunden Ernährung, bei den Bestrebungen nach einer Gewichtsreduktion, und vor allem in Bezug auf die regelmäßige Bewegung.
Weitere Informationen bietet der Patientenleitfaden Bluthochdruck der DHL: https://www.hochdruckliga.de/tl_files/content/dhl/downloads/Patientenleitfaden-2...
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Hochdruckliga
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