Krankenpfleger der Unikliniken sind heute erneut auf die Straße gegangen. Sie fordern mehr Geld – denn im aktuellen Tarifkonflikt des öffentlichen Dienstes ist immer noch keine Einigung in Sicht.
Der Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) gilt zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi). So regeln die Bundesländer unter anderem die Bezahlung für Beschäftigte. Das ist nicht immer einstimmig: Im aktuellen Tarifkonflikt zwischen Ländern und Gewerkschaften gibt es nach wie vor keine Einigung. Um mehr Druck aufzubauen, haben die Gewerkschaft Verdi und der Deutsche Beamtenbund (DBB) diese Woche erneut zu bundesweiten Warnstreiks aufgerufen. Das geschieht besonders im Hinblick auf die am Donnerstag anstehenden Tarifverhandlungen für die Beschäftigten des öffentlichen Dienstes.
Verdi fordert mit den Streikenden: Sechs Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 200 € pro Monat, für Angestellte in der Pflege 300 € mehr. Dafür demonstrierten schon gestern in einigen Städten bis zu 4.000 Beschäftigte, berichtete der NDR. In Köln versammelten sich gut 1.000 Demonstranten allein am Heumarkt, so der WDR. Darunter waren auch Mitarbeiter des Pflegepersonals aus Köln und Städten im Umland. Heute wird der Streik ausgeweitet, auch auf Einrichtungen aus dem Bereich der Justiz, Hochschule und Kultur. In NRW geht es für viele zum Beispiel vor der Uniklinik Köln weiter.
Insgesamt etwa 1.200 Mitarbeiter der Unikliniken in Köln, Düsseldorf, Aachen, Bonn und Essen hatten sich an den Streiks beteiligt. Heute, zwei Tage vor der nächsten Verhandlungsrunde, werden die Warnstreiks ausgeweitet. An der Uniklinik Köln wird ebenfalls wieder demonstriert. Die Notfallversorgung der Patienten sei gesichert, es gäbe Notdienstvereinbarungen mit den Gewerkschaften. Aber: Operationen, die aus medizinischer Sicht aufgeschoben werden können, werden das vermutlich auch.
Die Betroffenen reagieren darauf gemischt. So stieß das streikende Pflegepersonal in der Vergangenheit bei Patienten der Uniklinik Essen auf wenig Verständnis. Denn: Auch Operationen, die dem Profi einfach erscheinen, sind für Patienten oft mit Angst und gedanklicher Vorbereitung verbunden. Das mehrfache Verschieben von Eingriffen kann daher sehr belastend sein. Dagegen erklärte sich in Düsseldorf ein Großteil der Wartenden solidarisch. Hier hatten viele durch eigene Erfahrungen erlebt, wie es ist, wenn das Pflegepersonal sich keine Zeit mehr für die einzelnen Patienten nehmen kann.
Auch Prof. Edgar Schömig, Vorstandsvorsitzender und Ärztlicher Direktor der Uniklinik Köln, zeigte sich verständnisvoll, machte aber die Rolle der Klinik deutlich. „Wir können Forderungen der streikenden Pflegekräfte nach einer den Belastungen des Berufs angemessenen Vergütung nachvollziehen, sind selbst aber nicht an den Verhandlungen beteiligt. Wir in Köln können diesen Konflikt deshalb weder lösen noch beenden“, sagte er in einer aktuellen Stellungnahme der Uniklinik.
Das Problem der Streikenden: Die Länder halten die Forderungen für überzogen, ein Gegenangebot liegt aber noch nicht vor. Wie dringend eine Einigung nötig ist, formuliert eine Pflegerin aus Würzburg: „Wir arbeiten oft bis an unsere Grenzen. Ich kenne so viele Kollegen, die so nah am Burnout sind. Keiner traut sich mal, sich krank zu melden, weil das immer auf die anderen Mitarbeiter zurückfällt. Es ist einfach nicht mehr tragbar. Wir können nicht mehr.“ Der Konflikt betrifft gut eine Million Beschäftigte. Am Donnerstag findet die dritte Verhandlungsrunde in Potsdam statt.
Bildquelle: Maria Braun, DocCheck News