Patienten, die mit Typ-1-Diabetes übergewichtig oder sogar adipös sind, laufen Gefahr, eine Insulinresistenz zu entwickeln. Die Deutsche-Diabetes-Hilfe warnt: Daraus kann ein sogenannter Doppeldiabetes entstehen.
Die Therapie des Typ-1-Diabetes hat in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. Dank moderner Insuline, der intensivierten konventionellen Insulin- und Pumpentherapie sowie neuen Methoden der Blutzuckerkontrolle müssen Betroffene bei ihren Mahlzeiten und Insulingaben keine strengen Zeit- und Mengenvorgaben mehr einhalten.
Auch Verbote sind Vergangenheit. Menschen mit Typ-1-Diabetes dürfen wie Stoffwechselgesunde grundsätzlich alles essen. Dabei sollten sie jedoch auf eine ausgewogene Ernährung und einen aktiven Lebensstil achten. Süßigkeiten und hochkalorische Lebensmittel sollten schon in jungem Alter Ausnahmen und tägliche körperliche Bewegung die Regel sein. Das rät die Deutsche Diabetes-Hilfe. Denn wie auch immer mehr junge Menschen mit Typ-1-Diabetes leiden unter Übergewicht oder gar Adipositas. Wie von Typ-2-Diabetes Betroffene können auch sie eine Insulinresistenz entwickeln und so an einem Doppeldiabetes erkranken.
Keine Verbote, aber Vorsicht
Grundsätzlich gilt: Weder bei Typ-1-, noch bei Typ-2-Diabetes sind spezielle Ernährungsweisen vorgeschrieben oder bestimmte Lebensmittel verboten. „Auch Zucker ist nicht untersagt, mehr als 25 Gramm täglich sollten aber sowohl stoffwechselgesunde als auch an Diabetes Typ 1 oder Typ 2 erkrankte Menschen nicht verzehren“, sagt Prof. Thomas Haak, Vorstandsmitglied der Deutschen-Diabetes-Hilfe und Chefarzt am Diabetes Zentrum Mergentheim. Denn Zucker besteht aus schnell verdaulichen Kohlenhydraten und sorgt für einen raschen Blutzuckeranstieg. Hohen Blutzuckerspiegeln müssen Menschen mit Typ-1-Diabetes mit jeweils individuell angepassten Insulingaben entgegenwirken. „Eine auf den Punkt korrekte Dosierung ist nicht immer einfach, da zahlreiche Faktoren den Blutzuckerspiegel mitbeeinflussen“, erklärt der Diabetologe. Eine zu hohe Insulingabe könne dann eine Unterzuckerung nach sich ziehen.
Zudem sind Lebensmittel, die den Blutzuckerspiegel stark ansteigen lassen, oft nicht nur sehr zucker-, sondern auch fetthaltig und damit sehr kalorienreich. „Übergewicht betrifft mittlerweile auch viele junge Menschen mit Typ-1-Diabetes“, sagt Prof. Haak. Das zeigte 2015 auch die Auswertung US-amerikanischer Diabeteszentren (T1DX-Register). Es wurden Daten von 11.435 Patienten unter 18 Jahren und der deutschen Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) mit 21.501 jungen Betroffenen aus Deutschland und Österreich analysiert. Der Vergleich der Daten des T1DX-Registers und der DPV ergab, dass zwölf Prozent der Kinder und Jugendlichen Adipositas und 24 Prozent Übergewicht hatten, ein normales Gewicht hingegen insgesamt 64 Prozent.
Übergewicht führt zu instabilen Blutzuckerwerten
„Von Übergewicht betroffene Menschen mit Diabetes Typ 1 weisen instabilere Blutzuckerwerte auf und benötigen mehr Insulin“, sagt Dr. Nicola Haller, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Deutschen-Diabetes-Hilfe, Vorstandsvorsitzende des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD) und Diabetesberaterin im Ärztehaus Vincentinum in Augsburg. Auf Dauer kann eine Insulinresistenz wie bei Typ-2-Diabetes die Folge sein, aus der schließlich sogar ein Doppeldiabetes entstehen kann.
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen-Diabetes-Hilfe
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