Der Gesetzgeber macht Nikotinkonsumenten das Leben schwer. Um vom Laster loszukommen, helfen zumindest im Tierversuch zwei bekannte Antidementiva: Donepezil und Galantamin. Bei Menschen bleiben noch einige Fragezeichen.
Ende Februar hat der Bundesrat einer Gesetzesinitiative von Schwarz-Rot zugestimmt. Künftig dürfen E-Zigaretten und E-Shishas nicht mehr an Konsumenten unter 18 Jahren verkauft werden. Politiker dehnen bereits bestehende Abgabe- und Konsumverbote für Tabakwaren auf elektronische Produkte aus. Das Jugendschutzgesetz griff bislang nur bei klassischen Waren. Zur Begründung berufen sich Politiker in erster Linie auf Gefahren durch Nikotin. Zustimmung erhalten sie von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Health Professionals reicht das Maßnahmenpaket aber nicht aus. Sie fordern neben Werbeverboten staatlich finanzierte Entwöhnungsprogramme.
Um vom Nikotin loszukommen, setzen Ärzte auf Verhaltenstherapien, Nikotinagonisten und gegebenenfalls auf Antidepressiva beziehungsweise Neuroleptika. Nikotin kommt in Form von Kaugummis, Pflastern, Mikrotabletten oder Sprays zum Einsatz, um Entzugssymptome zu lindern. Jetzt berichtet Heath D. Schmidt von der University of Pennsylvania über weitere Möglichkeiten. Seine Idee: Bei Patienten mit Alkohol- oder Methamphetamin-Abhängigkeit hatten bereits mehrere Arbeitsgruppen mit Cholinesterase-Inhibitoren experimentiert. Schmidt testete Donepezil und Galantamin, zwei Antidementiva, im Tierexperiment. Sie hemmen im Gehirn das Enzym Acetylcholinesterase. Acetylcholin aktiviert auch Rezeptoren, die beim Nikotinkonsum zum Einsatz kommen. Erhielten Ratten Donepezil oder Galantamin, zeigten sie weniger Interesse an einer frei zugänglichen, verdünnten Darreichungsform von Nikotin. Gastrointestinale Effekte schließen Forscher aus.
Anschließend machte Schmidt die Probe aufs Exempel. Er rekrutierte 33 Raucher und gab ihnen Galantamin beziehungsweise Placebo. Unter Verum verringerte sich der Konsum um 2,3 Zigaretten pro Tag (Vergleich: 1,3 Zigaretten pro Tag weniger). Schwerwiegende Nebenwirkungen traten nicht auf. Bei Donepezil blieb die erhoffte Wirkung aus. Schmidt spekuliert, dass Galantamin zusätzliche Effekte am nikotinischen Acetylcholinrezeptor zeigen könnte. Folgen für den Willen zur Abstinenz hält er auch für denkbar. Jetzt ist die Zeit reif für Studien mit größeren Teilnehmerzahlen.