Arzneimittel, die Colchicin enthalten, werden bei Gicht verschrieben. Doch es kam in der Vergangenheit zu Vergiftungen mit teils tödlichem Ausgang. Jetzt reagiert eine Herstellerfirma.
Die Medikamente Colchium Dispert und Colchysat enthalten den Wirkstoff Colchicin. Er wird bei akuten Gichtanfällen verschrieben, aber „weist bei geringer therapeutischer Breite eine hohe Toxizität auf“, wie das Bundesministerium für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) berichtet. Bereits im November vergangenen Jahres veröffentlichte das Bundesinstitut daher eine Risikoinformation. Nun werden die Gebrauchsinfomationen der Arzneimittel angepasst.
Seit Ende Januar sind dort reduzierte Tageshöchstdosen und neue maximale Gesamtdosen pro Gichtanfall vermerkt. Als ausreichend wirksam gilt seitdem eine Tagesdosis am ersten Tag von 2 mg, am zweiten und dritten Tag von 2-3 x 0,5 mg und am vierten Tag von 2 x 0,5 mg, bis zum Erreichen der Höchstdosis von 6 mg pro Gichtanfall.
Die Firma Johannes Bürger Ysatfabrik GmbH reagierte mit diesem Schritt auf Berichte zu Überdosierungen mit tödlichem Ausgang. Colchicin wird vom Körper rasch resorbiert. Die ersten Symptome einer Vergiftung sind abdominale Schmerzen, Übelkeit bis zum Erbrechen, Durchfall und Elektrolytstörungen bei beschleunigter Atmung. Ein bis sieben Tage nach Einnahme der Überdosis beginnt ein Multiorganversagen, das schlecht reversibel ist. Die Behandlung erfolgt symptomatisch, Colchicin wird dabei im Körper beinahe ausschließlich durch hepatische Metabolisierung eliminiert.
Laut einer Studie weist eine verringerte Dosis des Wirkstoffs die gleiche Wirksamkeit bei höherer Anwendersicherheit auf. Auch das spiegelt sich nun in der Anpassung der verordneten Mengen. Die Packungsgrößen wurden dem EU-Standard angepasst und von 100 ml auf 30 ml, beziehungsweise 30 Tabletten, reduziert. Außerdem wurde die Angabe „Pflanzliches Arzneimittel“ entfernt. Zusätzlich wird die korrekte Anwendung des Zentraltropfers von Colchysat-Tropfen in der Gebrauchsinformation jetzt mit einer Abbildung verdeutlicht.
Die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK) bittet in diesem Zusammenhang die beratenden Personen in Apotheken, Patienten über die neuen Dosierungen aufzuklären. Verdachtsfälle von Arzneimittelrisiken bei der Anwendung von Colchicin sollten auch weiterhin unbedingt gemeldet werden.
Beitrag von Eva Bahn
Bildquelle: Alan Levine, flickr