Das Studium der Medizin gehört zu den lernintensivsten Studiengängen. Die Materie ist nicht nur unfassbar komplex, neben den medizinischen Fachthemen müssen die Studierenden noch eine Fachsprache mitlernen. Da ist es kein Wunder, dass Medizinstudenten im Durchschnitt mit knapp 40 Stunden mehr Zeit pro Woche für das Lernen aufbringen als die Kommilitonen in anderen Disziplinen. Wer schon zu Beginn des Studiums effektive Lerntechniken verinnerlicht hat und auch konsequent umsetzt, spart viel unnötigen Aufwand und kommt mit besseren Ergebnissen souverän durch alle Prüfungen.
Eine gute Lerntechnik zu beherrschen bedeutet nicht nur, den besten Weg für das Auswendiglernen zu finden, sondern auch die Rahmenbedingungen des Lernens zu kontrollieren. Dabei muss jeder den richtigen Weg für sich finden, denn es gibt ganz unterschiedliche Lerntypen. Das Finden dieses richtigen Weges sollte so früh wie möglich abgeschlossen sein und im Laufe des Studiums auch immer wieder kritisch hinterfragt werden.
Gute Rahmenbedingungen und Strukturen helfen sofort
Ganz wichtig ist es, eine ablenkungsfreie und inspirierende Lernumgebung zu schaffen. Ablenkungsfrei bedeutet, sich für eine bestimmte Zeitspanne ausschließlich mit dem Stoff zu befassen. In der Zeit ist das Handy im Flugmodus und Facebook wird gar nicht erst eingeschaltet. Der Grund dafür ist simpel: Das Gehirn braucht eine gewisse Zeit, um auf Touren zu kommen. Jeder kurze Blick in den Newsfeed des Lieblingsnetzwerks setzt den Lernprozess wieder auf null. Eine Variante der Pomodori-Technik kann hier besonders hilfreich sein: Mit einem Wecker oder einer Küchenuhr werden die Lernphasen in Abschnitte zu 45 bis 60 Minuten zerteilt. Auf jeden Lernblock folgt eine Pause von zehn bis 15 Minuten. Nach zwei oder drei Lernblöcken folgt dann eine längere Pause von etwa einer Stunde. Wichtig ist, dass die Lernblöcke ausschließlich für den Lernstoff genutzt werden, damit das Gehirn die geforderte Höchstleistung erbringen kann.
Das Gehirn liebt Abwechslung
Das menschliche Gehirn mag Abwechslung. Aber es hasst Multitasking. Wer sich an ein Thema setzt, sollte bei diesem Thema bleiben und nicht zwei andere nebenher abarbeiten. Im folgenden Lernblock darf es dann aber gerne ein ganz anderes Thema sein. Das fordert die grauen Zellen, aber es überfordert sie nicht. Das gleiche gilt übrigens für den Lernort. Der Mensch lernt, weil das Gehirn immer neue Verknüpfungen herstellt. Wer nun immer zum Lernen in der gleichen Ecke sitzt, schafft wenig neue Impulse. Deshalb lohnt es sich, den Lernort immer wieder zu wechseln: vom Arbeitszimmer in die Küche, ins Wohnzimmer, in die Bibliothek, in den Park.
Wiederholung macht den Meister
Es hört sich an wie eine uralte Binsenweisheit, aber es stimmt: Lernen passiert durch Wiederholung. Darum ist der altmodische Zettelkasten eine wertvolle Lernhilfe. Auf die Vorderseite einer Karteikarte kommt eine Frage. Auf die Rückseite die Antwort. Mit der Zeit entsteht eine Karteikartensammlung, mit der Lernstoff immer wieder abgefragt werden kann. War die Antwort falsch, kommt die Karte in den ersten Kasten, der täglich dran ist. Bei einer richtigen Antwort wandert sie einen Kasten weiter zu den Fragen, die wöchentlich wiederholt werden. Sitzt der Stoff dann immer noch, wandert die Karte in den Kasten für den 14-Tage-Rhythmus und so weiter. Die Methode ist einfach, aber zumindest für das Auswendiglernen absolut effektiv.
Mitschreiben und mitsprechen
Vor allem auditive Lerntypen sollten ihren eigenen Lernpodcast aufnehmen. Das funktioniert so: Zu einem bestimmten Thema wird ein kleiner Vortrag gehalten und mit einem Diktiergerät oder dem Handy aufgezeichnet. Schon das Aufsprechen des Textes hilft, seinen Inhalt zu lernen. Der Clou ist aber, dass die Aufnahmen treue Lernbegleiter in der Bahn, der Badewanne oder bei Joggen sind und immer wieder angehört werden können.
Auch das Aufschreiben verdichteter Informationen beispielsweise mit einer Mindmap oder als Spickzettel auf einer Karteikarte ist eine einfache, aber wichtige Lernhilfe.
Nicht lernen hilft beim Lernen
Um zu lernen muss das Lernen auch mal ein Ende haben. Nach fünf Stunden Paukerei geht nichts mehr in den Kopf rein und nachhaltig gesichert wird Wissen so erst Recht nicht. Deshalb sind regelmäßige Pausen und auch ein regelmäßiger lernfreier Tag so wichtig für eine disziplinierte Arbeit.
Hilfsmittel
Wer sich für technische Hilfsmittel interessiert, findet eine große Masse an digitalen Helfern wie Lernapps, elektronische Karteikarten, Pomodori-Uhren und vielem mehr. Technikaffine Studenten sollten mit diesen Hilfsmitteln ruhig experimentieren, sich aber dabei nicht verzetteln. Alle anderen kommen auch ohne zusätzliches Material meistens zurecht.
Ein Hilfsmittel jedoch ist gerade im Medizinstudium unverzichtbar: Ein solides medizinisches Wörterbuch. In der Medizin hat sich mehr noch als in anderen Wissenschaften eine hochspezialisierte Fachsprache entwickelt, die das Fundament aller wissenschaftlichen Betätigung in dem Bereich darstellt. Wer diese Sprache nicht beherrscht, hat kaum eine Chance, in der Vorlesung am Ball zu bleiben oder ein Fachbuch zu durchdringen. Auch hier finden Technikbegeisterte elektronische Wörterbücher. Klassischer ist beispielsweise der Pschyrembel, der sich jedoch eher als Arbeitsmittel für praktizierende Mediziner eignet. Für Medizinstudenten gilt der Roche als grundlegendes Basiswerk, das im Regal einfach nicht fehlen sollte.