Bandagen gehören zu den ältesten orthopädischen Hilfsmitteln. Schon die alten Ägypter setzten die elastischen Bänder ein – und zwar nicht nur bei der Präparation von Mumien, sondern auch um Schmerzen in Gelenken zu lindern. Seither waren Bandagen immer ein selbstverständlicher Bestandteil in der Behandlung von Schmerzen rund um Gelenke und Muskeln. Als in den 70er Jahren die bedingungslose Fortschrittsgläubigkeit auch in der Medizin eine große Rolle spielte, drohten Bandagen ein Schattendasein neben aufwändigen Operationen zu spielen. Heute ist man wieder schlauer geworden, denn Bandagen sind wahre Alleskönner in der Orthopädie. Sie beugen vor und helfen Beschwerden zu lindern und riskante Operationen zu vermeiden. Ist eine Operation notwendig, dann sind Bandagen in der Nachsorge unverzichtbar, denn sie entlasten den Bewegungsapparat und geben den Patienten Sicherheit.
Was ist eine Bandage?
Bandagen werden heute vor allem in zwei Erscheinungsformen eingesetzt: Meistens handelt es sich dabei um lange, elastische, meistens textile Bänder, die eng um die Körperteile gewickelt werden, die geschützt oder unterstützt werden sollen. Daher kommt übrigens auch der Name Bandage: Er kommt aus dem Französischen und bedeutet „Verbindung“.
Neben dieser Basisvariante der Bandage gibt es auch aufwändigere Kompressionsgestricke. Diese Gestricke bestehen aus elastischen und starren Bestandteilen, in sie sind oft bestimmte Einlagen eingearbeitet, um Muskeln zu stimulieren. Silikonpolster schützen die Körperpartien und sorgen für ein angenehmes Tragegefühl. Die Anwendung der Kompressionsgestricke unterscheidet sich jedoch nicht von den klassischen Bandagen. Auch die Gestricke werden eng an die betroffene Körperstelle, beispielsweise ein Gelenk oder einen Muskel, angelegt und sollen direkt vor Ort ihre Wirkung entfalten.
Sind Orthesen Bandagen?
Orthesen sind den Bandagen recht ähnlich, erfüllen aber eine andere Funktion. Es handelt sich hierbei um eher starre Gestelle und Rahmen, die beispielsweise nach einer Operation die gesamte Last, die sonst auf ein Gelenk wirken würde, aufnehmen. Sie funktionieren daher eher wie ein Gips, indem sie betroffene Körperpartien vollkommen ruhig stellen. Bei Bandagen bleibt die Beweglichkeit hingegen erhalten.
Tausendsassas! Das können Bandagen
Als Hilfsmittel in der Prophylaxe werden Bandagen erfolgreich im Sport angewandt. Das Prinzip ist einfach: Körperregionen, die im Sport besonders stark beansprucht sind, können mit einer Bandage fest umwickelt werden. Das feste, aber dennoch elastische Material schützt und stützt die gesamte Partie und entlastet das Gelenk. Verletzungen durch Unfälle oder Überlastung wird damit erfolgreich entgegengewirkt, ohne dass die Beweglichkeit beeinträchtigt wird. Das funktioniert übrigens nicht nur beim Menschen, sondern auch im Sport mit Tieren. Bandagen gehören beispielsweise im Reitsport zum Standard.
Auch im therapeutischen Bereich punkten Bandagen: Einerseits entfalten sie direkte Wirkung an den betroffenen Körperstellen. Durch die enge Wicklung entsteht ein Kompressionseffekt, der die Durchblutung steigert. Dadurch werden Entzündungen wirksam reduziert und Schwellungen klingen ab. Zusätzliche massierende Polster bei den Kompressionsgestricken verstärken diesen Effekt noch.
Darüber hinaus schärft eine eng fachgerecht angelegte Bandage die Körperwahrnehmung ihres Trägers. Das Gelenk, an dem die Bandage anliegt, wird aktiv geschützt. Dadurch erfährt der Anwender der Bandage ein Gefühl der Sicherheit, das vor Unfällen wie Stolpern oder falsche Belastung schützt. Knochen und Gelenke werden dadurch effektiv aktiviert, denn die Neigung des Patienten, sich in eine möglicherweise unnötige Schonhaltung zu begeben, sinkt.
Die Krankenkasse zahlt (oft)
Bandagen sind orthopädische Hilfsmittel. Das bedeutet, dass die gesetzliche Krankenkasse die Kosten übernimmt, sofern der Arzt ein entsprechendes Rezept ausgestellt hat. Das gilt jedoch nur für therapeutische Anwendungen. Bandagen aus prophylaktischen Gründen müssen von den Patienten aus eigener Tasche bezahlt werden. Das Rezept kann in der Apotheke oder im Sanitätshaus eingelöst werden. Die Zuzahlung beträgt zehn Prozent, jedoch maximal zehn Euro. Ähnlich wie beim Zahnarzt zahlt die Krankenkasse jedoch nur die Basisvarianten, was nicht bedeutet, dass Abstriche in Sachen Qualität oder Wirksamkeit hingenommen werden müssen. Die Kosten für Sonderwünsche müssen darüber hinaus ebenfalls privat getragen werden.
Das sind die verbreitetsten Bandagen
Sehr verbreitet sind Handgelenkbandagen – und zwar nicht nur bei Sportlern, sondern auch bei Büroangestellten. Handgelenkbandagen üben gezielt Kompression am Unterarm aus. Dadurch entlasten sie die Muskulatur. Schmerzen werden gelindert, Zerrungen und Verstauchungen erfahren eine wirksame Therapie. Prophylaktisch können Handgelenkbandagen bei Sehnenscheidenentzündungen, Carpaltunnelsyndrom oder Arthrose und Arthritis angewandt werden.
Ellbogenbandagen stützen und führen den Bewegungsablauf am Ellbogen und entlasten die Muskulatur. Fehlstellungen und Schonhaltungen werden damit effektiv korrigiert. Diese Bandagen werden daher oft bei rheumatischen Erkrankungen und vor allem beim Tennisarm eingesetzt.
Rückenbandagen werden prophylaktisch und therapeutisch eingesetzt, um die Rumpfmuskulatur zu stützen und Beweglichkeit wiederherzustellen. Insbesondere bei Rückenschmerzen und Überlastungserscheinungen während der Schwangerschaft können Rückenbandagen wahre Wunder wirken. Aber auch muskuläre Dysbalance oder das LWS-Syndrom sind Anwendungsfälle.
Kniegelenkbandagen gehören zu den klassischsten Anwendungen. Das Knie gehört zu den besonders stark beanspruchten Gelenken. Bandagen mit speziell angepassten Polstern und Druckpunkten stabilisieren die Kniescheibe, führen und stützen den Bewegungsablauf und können damit ebenfalls therapeutisch, beispielsweise nach Operationen oder vorbeugend eingesetzt werden, um weitere Schädigungen des Kniegelenks zu verhindern. Der Stützeffekt sorgt für eine nachhaltige Entlastung und hilft, das erkrankte Gelenk wieder zu regenerieren.
Sprung- und Fußgelenke sowie Knöchel werden ebenfalls häufig mit Bandagen behandelt. Bei Bänderrissen, Verstauchungen oder Überlastungen verteilen Bandagen die auf Sehnen, Bänder und Gelenke wirkenden Kräfte um, der Bewegungsapparat wird entlastet. Durch die Kompression wird zudem eine Wechseldruckmassage ausgelöst. Dadurch wird der Bewegungsapparat entlastet und kann regenerieren.