Milnacipran wird in über 40 anderen Ländern schon länger als Antidepressivum eingesetzt, in Deutschland ist es erst 2016 unter dem Namen MILNAnreuraX® auf den Markt gekommen. Die bisherige Studienlage und die Pharmakologie der Substanz lassen hoffen, dass Milnacipran bei gleicher Wirksamkeit wie Venlafaxin besser verträglich ist.
Es ist unter dem Namen MILNAneuraX® in Deutschland verfügbar und kann verordnet werden.
Milnacipran
Geschichte
Als Antidepressivum ist es in über 40 Ländern zugelassen, wurde in Deutschland aber erst 2016 auf den Markt gebracht.
Für die Indikation Fibromyalgie ist Milnacipran seit 2009 in den USA zugelassen, in Europa wurde es aufgrund von „unwesentlicher Wirkung und fehlender Langzeitdaten in einer europäischen Population“ für diese Indikation nicht zugelassen*.
Pharmakologie
Milnacipran gehört wie Venlafaxin und Duloxetin zur Gruppe der SSNRI. Dabei ist das Verhältnis der Serotonin-Wiederaufnahme zur Noradrenalin-Wiederaufnahme bei Milnacipran ausgeglichener. Die Grafik zeigt für diese drei Substanzen jeweils das Verhältnis aus Serotonin-Wiederaufnahmehemmung zu Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmung an. Man sieht, dass Milnacipran einen deutlich höheren Anteil an Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmung im Vergleich zu Venlafaxin und Duloxetin hat.
Milnacipran wird nur zu 10 % über die Leber metabolisiert, daher muss man keine Cytochrom-Wechselwirkungen beachten.
Wirksame Metaboliten hat es nicht
Da es zu 90 % renal ausgeschieden wird, muss man bei Patienten mit relevanten Nierenfunktionsstörungen die Dosis gegebenenfalls auf die 25-50 mg pro Tag reduzieren.
Klinischer Einsatz
Milnacipran ist in Deutschland zur Behandlung von Depressionen zugelassen. Üblicherweise wirken SSNRI auch gut bei Angststörungen und Zwängen (wobei es hierfür gegenwärtig keine Zulassung hat).
Dosierung
Nebenwirkungen
Die häufigsten Nebenwirkungen unter Milnacipran sind wie bei allen SSNRI Übelkeit, Kopfschmerzen und Unruhe. Mehr noch als bei anderen SSNRI werden unter Milnacipran auch Bluthochdruck und ein beschleunigter Puls angegeben. Insgesamt ist es aber den Studien nach ein sehr gut verträgliches Medikament. Insbesondere die von manchen anderen SSRI bekannten Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder eine Verlängerung der QTc-Zeit treten erfreulicherweise nicht auf.
Mein persönliches Fazit
Die Studienlage und das pharmakologische Profil lassen vermuten, dass es genauso gut wirksam ist wie Venlafaxin und Duloxetin, dabei aber praktisch keine problematischen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten macht, im Gegensatz zu Citalopram keine QTc-Zeit Verlängerung verursacht und gut vertragen wird. Der deutlich größere Anteil an Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmung könnte dazu führen, dass es bei Depressionen, insbesondere aber auch bei Angststörungen noch wirksamer sein könnte. Andererseits birgt dies die Gefahr, dass es verstärkt Unruhe verursacht, daher sollte man es schrittweise eindosieren.
Weblinks:
*Cochrane-Analyse zur Wirksamkeit der Substanz im Vergleich zu anderen Antidepressiva (das PDF ist hier kostenlos downloadbar)
Fragen und Antworten zur Empfehlung der Versagung der Genehmigung für das Inverkehrbringen für Milnacipran