Einige Typ-I-Diabetiker profitieren wahrscheinlich von der Einnahme eines oralen Antidiabetikums. Der Arzneimittelausschuss CHMP der Europäischen Arzneimittelagentur EMA hat neue klinische Studien ausgewertet, die bezüglich des Wirkstoffs „Dapagliflozin“ einen Benefit für Patienten mit Typ-1-Diabetes zeigen konnten. Der SGLT-2-Hemmer senkt den Glukose-Rücktransport aus dem Primärharn ins Blut, was den Blutzuckerspiegel senkt. Bei Typ-2-Diabetikern ist Dapagliflozin in Deutschland seit 2012 zugelassen, seit 2014 erstattungsfähig. Bislang sieht die Therapie des Typ-1-Diabetes nur das Spritzen von Insulin vor. Der Ausschuss befürwortet den Einsatz von Dapagliflozin, wenn Typ-1-Diabetiker ihren Blutzuckerspiegel trotz eines optimalen Insulin-Therapieplans nicht unter Kontrolle bekommen. Die Empfehlung beruht auf den Ergebnissen von neuen Phase-III-Studien. Dabei erhielten 708 Patienten mit nicht gut kontrolliertem Typ-1-Diabetes zusätzlich zur intensivierten Insulin-Therapie über 52 Wochen Dapagliflozin oder Placebo. Dapagliflozin senkte gegenüber Placebo sowohl den HbA1c-Wert als auch das Körpergewicht signifikant. Während Hypoglykämie-Fälle in beiden Gruppen etwa gleich häufig auftraten, kam es unter Dapagliflozin häufiger zu diabetischer Ketoazidose. Aufgrund des erhöhten Risikos für diese potenziell bedrohliche Nebenwirkung sollten nur spezialisierte Ärzte Typ-1-Diabetikern Dapagliflozin verordnen. Zudem sollten die Patienten über die Symptome von Ketoazidosen aufgeklärt werden. Der CHMP beschränkt seine Empfehlung auf Typ-1-Diabetiker mit einem BMI ≥ 27 kg/m2. Ob die EU-Kommission der Zulassungserweiterung zustimmt, bleibt nun abzuwarten.
Quelle: © Paresh Dandona et al. / Diabetes Care / docc.hk/7npdmf Foto: © Gia Willow Alexa Annermarken / flickr / docc.hk/q2s4vz