Wissenschaftler haben den Behandlungserfolg bei minimal-invasiven Eingriffen an der Mitralklappe untersucht. Obwohl die Patienten im Untersuchungszeitraum immer älter wurden und die Zahl der Eingriffe stieg, blieben die Sterblichkeits- und Komplikationsraten niedrig.
Mitralklappeninsuffizienz ist die häufigste Herzklappenerkrankung in Europa und den USA. Etwa zehn Prozent der über 75-Jährigen sind davon betroffen. Bis vor wenigen Jahren gab es oft nur die Möglichkeit einer medikamentösen Therapie, denn für eine offene Operation sind die Patienten meist zu alt, haben zu viele Begleiterkrankungen oder die Funktion der linken Herzkammer ist zu schlecht.
Bisher weltweit größte Studie aus Deutschland
Mittlerweile gibt es die Möglichkeit, diese undichte Herzklappe minimal-invasiv mit einer Mitraclip-Implantation zu behandeln. Deutschland ist bei diesem innovativen Verfahren eine der führenden Nationen. „Für die Bewertung des Verfahrens in Bezug auf Häufigkeit des Einsetzens des Clips beziehungsweise der Sicherheit des Verfahrens wurden bereits mehrere Studien mit kleinen Patientenkollektiven veröffentlicht, allerdings fehlten bisher große Datenerhebungen“, so Dr. Ralph Stephan von Bardeleben, Dr. Lukas Hobohm und Dr. Karsten Keller, die Erst- und Letztautoren der Studie. „Deshalb bot es sich an, die Implantationszahlen und die Komplikationsraten in Deutschland in einem größeren Rahmen zu untersuchen.“
Sie fanden heraus: Die jährlichen Implantationszahlen in Deutschland stiegen von 815 im Jahr 2011 um mehr als das fünffache auf 4.432 im Jahr 2015. Insgesamt schloss die Studie 13.575 Patienten ein, die mittels Mitraclip behandelt worden waren. Frühere Studien bezogen sich auf maximal 1.064 Eingriffe. Die Patienten waren in der Regel zwischen 70 und 89 Jahren alt, wobei sie im Durchschnitt immer älter wurden. Das wichtigste Ergebnis betrifft die Komplikationsrate und Sterblichkeit. Beiden haben sich im untersuchten Zeitraum nicht signifikant geändert. Entscheidende prognostische Faktoren in Bezug auf das Versterben im Krankenhaus waren Herzschwäche, Transfusion von Blutkonserven aufgrund von Blutungskomplikationen, ein Apoplex, eine Lungenembolie oder ein Perikarderguss.
Trotz steigender Eingriffszahlen konstant geringe Komplikationsrate
Die Forscher schließen, dass, trotz der fünffachen Steigerung der Implantationsrate des Clips, das Verfahren niedrige Frühzeit-Komplikationsraten während des Krankenhausaufenthalts aufweist. „Die kathetergestützte Therapie der Herzklappen hat sich damit in nur zehn Jahren von einer Nischenbehandlung inoperabler Patienten zu einer relevanten und sicheren Therapieoption entwickelt, das unterstreicht unsere neue Studie einmal mehr“, betont Dr. von Bardeleben.
Die Universitätsmedizin Mainz nimmt auf dem Gebiet der schonenden Herzklappen-Therapie national und international eine Spitzenposition ein. „Im Jahr 2018 haben wir mehr als 700 Herzklappen implantiert und gehören damit zu den größten universitären Zentren für minimal-invasive Herzklappen-Therapie“, so Prof. Thomas Münzel, Direktor der Kardiologie in Mainz. „Davon waren mehr als 200 Mitraclips. Diese Zahl ist weltweit einmalig.“
Den in den letzten Jahren stark angestiegenen Bedarf an solchen Eingriffen haben die Mainzer Kardiologen darüber hinaus zum Anlass genommen, eine neue Heart Valve Unit zu etablieren. Der Vorteil der neuen Herzklappen-Einheit: Alle relevanten Schritte im Zuge einer Herzklappenimplantation – von der Patientenaufnahme, über die Planung und intensive Nachbetreuung bis hin zur Entlassung der Patienten – erfolgen auf einer Station.
Quelle: Pressemitteilung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Bildquelle: Army Medicine, flickr