Frühgeborene brauchen besondere Pflege, bei ihnen äußern sich zum Beispiel Stress und Hunger anders als bei normal Geborenen. Bei der Begleitung ihres Kindes hilft Eltern zum Beispiel das Führen eines Tagebuchs.
Ärzte und Experten der Neonatologie aus ganz Deutschland nehmen sich in der Deutschen Stiftung Kranke Neugeborene (DSKN) Eltern von Frühgeborenen und kranken Neugeborenen an. Sie bieten Beratung und Unterstützung sowie vielfältige Informationskanäle. Viele der Projekte werden bereits am Dresdner Uniklinikum umgesetzt beziehungsweise dort entwickelt und erprobt. Weitere sollen folgen, dafür werben die Mitglieder Fördermittel und Spendengelder ein.
Zehn Prozent aller Kinder in Deutschland kommen vor der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt, ein Prozent der Schwangerschaften endet sogar bereits vor der 32. Woche. Allein am Universitätsklinikum kamen 2018 insgesamt 140 dieser Babys zur Welt. Und insgesamt 20 Prozent aller Neugeborenen – also jedes fünfte Kind – muss nach der Geburt medizinisch betreut werden. Um diese Fälle kümmern sich am Uniklinikum die Mediziner und Pfleger der Neonatologie und Pädiatrischen Intensivmedizin.
Signale richtig deuten
Das Dresdner Universitätsklinikum ist eins von vier sächsischen Level-1-Zentren. Die anderen drei Zentren finden sich in Leipzig und Chemnitz. „Frühchen sind nicht krank. Wir müssen vermeiden, dass sie krank werden“, sagt Prof. Mario Rüdiger, Leiter der Neonatologie und Pädriatischen Intensivmedizin für Kinder und Jugendliche. So gilt für Frühchen ein höheres Risiko, an einer chronischen Lungenentzündung, Diabetes oder am Herz-Kreislauf zu erkranken. Um dem vorzubeugen, hilft nicht nur eine optimale medizinische Versorgung in den ersten Monaten im Brutkasten. Vor allem die Eltern müssen sensibilisiert und im Umgang mit ihren Kindern trainiert werden. Dafür wurde das Trainingsprogramm „Frühe Signale“ konzipiert, dessen Finanzierung über Spenden möglich wurde.
Bei Frühgeborenen sind Stress, Hunger oder Angst oftmals schwieriger zu erkennen, als bei Babys, die nicht zu früh zur Welt gekommen sind. Das Programm unterstützt die Eltern dabei, diese Signale und ihre Bedeutung zu erkennen. Damit auch Eltern in anderen Kliniken davon profitierten können, ist nun eine webbasierte Version des Lehrprogramms geplant. Zusammen mit der Hochschule Senftenberg soll dafür ein Lehrfilm entstehen. Auch dieses Anliegen unterstützt die Stiftung.
Tagebuch für Eltern
Ein weiteres erfolgreiches Projekt ist das Tagebuch für Eltern von Frühchen oder kranken Neugeborenen. Hier erfassen die Eltern das Gewicht und die Entwicklung ihrer Babys. Sie halten fest, wie sie selbst sich in den ersten Wochen nach der Geburt fühlen und wie sie die Mediziner und Pfleger unterstützt haben. Seit 2010 steht dieses Tagebuch Eltern im Universitätsklinikum Dresden zur Verfügung. „Wer später liest, dass er schon sehr früh sein Kind gehalten oder eine winzig kleine Windel gewechselt hat, der bildet Vertrauen und Zuversicht“, sagt Prof. Rüdiger.
Die Erfahrungen belegen: Kinder von Eltern, die das Tagebuch geführt haben, zeigen später eine bessere neurologische Entwicklung. „Je kompetenter die Eltern, desto besser gehen sie mit den Frühchen um und desto weniger sind diese später krank“, sagt Prof. Rüdiger. Davon profitieren auch die Krankenkassen: Wenn betroffene Eltern an der psychosozialen Betreuung am Uniklinikum Dresden teilgenommen haben, entstehen später weniger Kosten für die Behandlung von Folgeerkrankungen. Das Tagebuch mit dem Titel „Wenn das Leben früh beginnt“ soll nun als App Eltern von Frühchen in ganz Deutschland zur Verfügung stehen.
Quelle: Pressemitteilung des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden
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