Beim Thema vaginale Geburt soll die neue S3-Leitlinie das medizinische Fachpersonal auf den aktuellen Stand der Wissenschaft bringen. Erstmals hat das IQWiG die Fachgesellschaften beim Erstellen der Leitlinie unterstützt. Ingesamt legte das Institut acht Evidenzberichte vor. Die Fachgesellschaften loben die hohe Qualität der Arbeit.
Berichte des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) haben eine entscheidende Rolle bei der Erarbeitung einer neuen S3-Leitlinie zum Thema „Vaginale Geburt am Termin“ gespielt. In einer bisher nie dagewesenen Zusammenarbeit versorgten Wissenschaftler des Instituts die gynäkologischen Experten mit acht Evidenzberichten. Darin stellten sie den Fachleuten, die mit der Erarbeitung der Leitlinie beauftragt waren, ihre Analyse von Studien rund um Schlüsselfragen zum natürlichen Geburtsvorgang zur Verfügung.
Wertvolle Unterstützung durch hohe Qualität
Die Leitliniengruppe setzt sich aus Mitgliedern der deutschen Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) sowie für Hebammenwissenschaft (DGHWi) zusammen. Die Zusammenarbeit haben alle Beteiligten als bereichernd und produktiv empfunden. Die Fachgesellschaften lobten vor allem die hohe Qualität der vom IQWiG angefertigten Berichte. Ein weiterer positiver Aspekt der Kooperation sei die Arbeitserleichterung für die involvierten Experten, findet Prof. Rainhild Schäfers (DGHWi), eine der Koordinatorinnen des Projekts. „Recherche und Bewertung von klinischen Studien können sehr aufwendig sein, weshalb die Expertise des IQWiG eine wertvolle Unterstützung bedeutet“, so Prof. Schäfers. Das triftt in besonderem Maß auf S3-Leitlinien zu, für die „eine systematische Recherche, Auswahl und Bewertung wissenschaftlicher Belege ('Evidenz') zu den relevanten klinischen Fragestellungen erforderlich“ ist.
Die im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) erstellten Berichte des Instituts beschäftigen sich mit diversen Aspekten zur vaginalen Geburt in Abgrenzung zur Geburt durch Kaiserschnitt. Hier interessierte die Wissenschaftler unter anderem, wie sich zum Beispiel intrapartale Ultraschalluntersuchungen auf den Geburtsvorgang auswirken. Auch die Gestaltung des Geburtsraums und die Bedeutung von Möbeln, Licht und Temperatur für den Verlauf und die subjektive Wahrnehmung der Entbindung wurden analysiert. Obwohl einige Studienaussagen festgehalten werden konnten, stellte das IQWiG fest, dass insgesamt ein Forschungsdefizit zum Thema besteht. Neben schlicht fehlenden Studien sind vor allem unklare oder nicht belastbare Ergebnisse von vorhandenen Arbeiten der Grund. Die Berichte des Instituts sind daher besonders im Hinblick auf die Beurteilung der methodischen Güte und klinischen Relevanz der Studienlage ein wertvoller Aspekt für die Fachgesellschaften.
Neue Möglichkeiten für zukünftige Zusammenarbeit
Jürgen Windeler, Leiter des IQWiG, ist mit den Ergebnissen des Projekts gerade deswegen sehr zufrieden: „Wir freuen uns, dass wir im Fall der S3-Leitlinie zur vaginalen Geburt einen Beitrag leisten können, die Versorgung von Schwangeren und ihren Babys zu verbessern.“ Es sei ein gutes Beispiel für neue Möglichkeiten der Kooperation, wenn das Institut auch in Zukunft gezielt die Fragen der jeweiligen Fachgesellschaften angehe und so direkt an neuen Leitlinien mitarbeite.
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