Eigentlich sollten Masern bis zum Jahr 2020 ausgerottet sein. Derzeit sieht es damit aber schlecht aus. Ein Grund: Die Impfgegner. Die WHO hat sie deshalb offiziell zur Bedrohung globaler Gesundheit erklärt. Ein klares Statement, an dem sich die deutsche Politik ein Beispiel nehmen sollte.
Luftverschmutzung und Klimawandel, Diabetes, Krebs und Herzerkrankungen, Grippepandemien, fragile Lebensumstände, Antibiotikaresistenzen, Ebola und andere hochansteckende Erkrankungen, schwache basismedizinische Versorgung, das Dengue-Fieber und HIV – sie sind die Hauptbedrohungen der globalen Gesundheit, so die Weltgesundheitsorganisation WHO.
Und dazu die Impfgegner.
Im Englischen nennt es die WHO die Vaccine Hesitancy, also das Herauszögern des Impfens, in ihrem Erklärungstext spricht sie deutlicher von Reluctance (Abneigung) und Refusal (Ablehnung) beim Impfen. Sehr klare Worte und eine klare Positionierung gegenüber den industrialisierten Ländern. Genauer genommen den ach so aufgeklärten impfkritischen Eltern gegenüber.
Es sieht schlecht aus mit der Masernelimination
Gerade die katastrophale Lage bei der Masernelimination (Anstieg der globalen Fälle um 30 Prozent) wird benannt. Zudem gibt die WHO in ihrem Bericht die Elimination des Gebärmutterhalskrebs durch eine weitere Propagierung der HPV-Impfung als Ziel an. Und 2019 soll zu dem Jahr werden, in der die Kinderlähmung (Poliomyelitis) endgültig vom Erdball verschwinden wird.
Selten hat sich eine Gesundheitsorganisation international oder in einem einzelnen Land so deutlich gegen Impfgegner positioniert wie aktuell. Aber genau diesen Zeitgeist braucht es: Es ist nämlich nicht chic oder hip, gegen Impfungen zu sein, sondern anachronistisch.
Deutschland sollte den Weichspülerkurs beenden
Auch die deutsche Gesundheitspolitik täte gut daran, ihren Weichspülerkurs gegenüber Impfgegnern zu beenden. Wenn eine Impfpflicht vielleicht mit dem Grundgesetz nicht vereinbar ist, so sollte ein vollständiges Impfbuch nach STIKO-Empfehlungen als Grundvoraussetzung für den Kindergarten- oder Schulbesuch gelten. Über Bußgelder nach italienischem Vorbild darf laut nachgedacht werden. Noch sind in Deutschland keine Rechtsradikale an der Macht, die das verhindern könnten.
Und noch eine Bemerkung am Rande: Auf ihrer Homepage zeigt die WHO keine Spritze, keinen schreienden Säugling, sondern ein Baby, das vertrauensvoll auf seine Mutter blickt. Und genau diese Assoziation sollte in uns hervorgerufen werden, wenn es um das Thema Impfen geht.
Bildquelle: Keith Povall, flickr