In Australien startet noch dieses Jahr die erste große klinische Studie zum Thema medizinisches Cannabis bei Krebs. Forscher wollen herausfinden, ob Cannabis das Wachstum des hoch aggressiven Hirntumors Glioblastom verlangsamen kann.
In Australien startet noch dieses Jahr die erste große klinische Studie zum Thema medizinisches Cannabis bei Krebs. Forscher wollen herausfinden, ob Cannabis das Wachstum des hoch aggressiven Hirntumors Glioblastom verlangsamen kann. Schon jetzt wird medizinisches Cannabis für viele Krankheiten wie beispielsweise chronische Schmerzen, Multiple Sklerose, Epilepsieoder Übelkeit und Erbrecheneingesetzt. Doch kann es auch für Krebs eingesetzt werden? Allein in Australien werden jährlich 1000 Menschen mit dem Hirntumor Glioblastom diagnostiziert, von denen weniger als 5% das fünfte Jahr nach der Diagnose überleben. Nun wollen Forscher betroffenen Patienten mit medizinischem Cannabis neue Hoffnung geben.[1]
2003 wurde bereits eine Studie von Professor Manuel Guzmán und weiteren Wissenschaftlern in Madrid durchgeführt, in der die Wirkung von Tetrahydrocannabinol(THC) auf Hirntumore getestet wurde. Das Problem war neben den gesetzlichen Einschränkungen zur Behandlung mit medizinischem Cannabis die geringe Anzahl an Teilnehmern. Neun Patienten mit einer durchschnittlichen Tumorgröße von 64cm3wurden in der Studie von März 2002 bis November 2003 beobachtet und bekamen neben der normalen Behandlung THC verabreicht. Die Dosis wurde so angepasst, dass keine Gefahr für die Patienten entstehen konnte. Somit wurde den Teilnehmern weder negative psychologische noch physische Veränderungen zugefügt. Bei zwei Patienten konnte festgestellt werden, dass die Therapie das Wachstum des Hirntumors verlangsamte.[2]Bei einigen Patienten setzte eine tumorbekämpfende Wirkung ein und sie lebten länger als erwartet.[3]Doch aufgrund fehlender weiterer präklinischen Studien konnten keine aussagekräftigen Ergebnisse über die Wirkung gezeigt werden.
Aufgrund vielversprechender Studien an Tieren wurde 2011 eine weitere Studie mit THC und weiteren Cannabinoiden durchgeführt, um deren Wirksamkeit gegen Hirntumore zu untersuchen. Diese Studie von Sofía Torres, Mar Lorente, Fátima Rodríguez-Fornés, et al. konnte zeigen, dass die kombinierte Verabreichung von Temozolomid(einem Zytostatikum bzw. Chemotherapeutikum in Tablettenform) mit THCalleine oder THC und Cannabidiol(CBD) als effektive Behandlung gegen Glioblastoma multiforme eingesetzt werden kann.[4]
Darüber hinaus haben jüngste Studien an Tieren ergeben, dass eine Behandlung von Pankreaskarzinom (Bauchspeicheldrüsenkrebs) mit medizinischem Cannabis das Leben von Betroffenen verlängern könnte.[5]
Deshalb wollen nun der Neurochirurg Professor Charles Teo und die Heilpraktikerin Dr. Janet Schloss aus Brisbane herausfinden, ob THC als alternative Behandlung von Hirntumorenan Stelle von Standard-Operationen, Chemotherapie oder Bestrahlung eingesetzt werden kann.
Obwohl Australien bereits Ende 2016 Cannabinoideteilweise als Behandlung von einigen Krankheiten legalisierte und Ärzte medizinisches Cannabis auf Rezept verschreiben können[6], gibt es noch viele gesetzlichen Einschränkungen. Nicht jeder Patient bekommt die staatliche Genehmigung und Forschungen zu wissenschaftlichen Zwecken sind kaum vorstellbar. Zwar gibt es einige Studien, die die Wirksamkeit von Cannabinoiden auf Nebeneffekte von Chemotherapiebelegen, doch klinische Studien, die die Behandlung von Hirntumoren mit medizinischem Cannabis untersuchen, fehlen. Deshalb ist die geplante klinische Studie ein besonderes Ereignis für die australische Medizin sowie Forschung von medizinischem Cannabis.
Die zwei Wissenschaftler aus Brisbane hoffen, dass hochkonzentriertes Cannabis-Öl als Alternative zu Chemotherapie oder Bestrahlung dabei helfen kann, die Größe eines Hirntumors zu reduzieren. Darüber hinaus erhoffen sie, dass medizinisches Cannabis das Nachwachsen eines Tumors verhindert. Damit könnten die Lebenserwartung von Patienten mit Hirntumoren verlängert und deren Lebensqualität verbessert werden. Die randomisierte klinische Studie wird über 12 Wochen lang am Endeavour College of Natural Healthstattfinden. Jeder Patient wird zusätzlich zu seinen bisherigen Therapien mit medizinischem Cannabis behandelt. Teilnehmer der Studie sollen jeden Abend eine kleine Dosis (2ml) Cannabis-Öl zu sich nehmen. Dadurch wollen die Wissenschaftler herausfinden, welche Wirkung die Cannabinoide haben und wie diese im Gegensatz zu sonstigen Behandlungen wirken.[7]
Wie man sehen kann, gibt es zwar einige Ansätze zur Untersuchung der Behandlung von Hirntumoren mit medizinischem Cannabis. Doch bereits durchgeführte Studien haben aufgrund ihrer Größe zu wenig Aussagekraft. Die Anzeichen auf eine Linderung der Symptome besteht trotzdem, weshalb weitere Studien zu diesem Thema durchgeführt werden sollten, um die Wirkung zu untersuchen und zu belegen.
[1]https://hightimes.com/health/medical-marijuana/worlds-first-trial-to-treat-brain-cancer-with-medical-cannabis-is-about-to-start/
[2]https://www.nature.com/articles/6603236
[3]https://www.kalapa-clinic.com/de/cannabis-bei-krebs-ueberblick/
[4]http://www.bbm1.ucm.es/cannabis/archivos/publicaciones/Mol_Cancer_Ther11_10_90_103.pdf
[5]https://www.independent.co.uk/news/health/pancreatic-cancer-medical-cannabis-cbd-oil-cannabidiol-chemotherapy-a8470406.html
[6]https://www.independent.co.uk/news/world/australasia/medical-marijuana-to-be-legalised-in-australia-from-november-2016-a7222576.html
[7]https://www.4bc.com.au/podcast/trial-of-cannabis-treatment-for-brain-cancer/