Vom Kaugummi bis zur Instantsuppe: Lebensmittel enthalten synthetische Nanopartikel. Wie beeinflussen sie das Darm-Mikrobiom? Molekularbiologen zeigen jetzt: Einige Nanomaterialien können an Bakterien binden und Entzündungen auslösen. Es gibt aber auch positive Effekte.Viele Lebensmittel enthalten synthetische Nanopartikel als Zusatzstoffe, um Produkteigenschaften wie eine weiße Strahlkraft oder die Rieselfähigkeit zu verbessern, auch gegen Verklumpung helfen Nanopartikel. Sie haben aufgrund ihrer minimalen Größe einzigartige Eigenschaften und Fähigkeiten, beispielsweise bei der Anlagerung an Kleinststrukturen. Nanopartikel haben einen starken Einfluss auf die Vielfalt im Verdauungstrakt – und damit auf unsere Gesundheit. Hersteller sind verpflichtet enthaltene Nanopartikel zu kennzeichnen.
Nanomaterial bindet an Bakterien
Doch wie beeinflussen Nanopartikel in unseren Lebensmitteln die Magen- und Darmflora? Professorin Dr. Shirley Knauer vom Zentrum für Medizinische Biotechnologie (ZMB) der Universität Duisburg-Essen (UDE) stellte mit ihrem Team den Gang der Nanoteilchen durch die unterschiedlichen Bedingungen des Verdauungstrakts im Labor nach. So herrscht im Magen ein sehr saurer pH-Wert, während er im restlichen Trakt eher neutral ist. Die Forscher konnten zeigen, dass sich eine Vielzahl von Nanomaterialien an Bakterien binden kann.„Dies hat verschiedene Auswirkungen: So scheint die körpereigene Immunpolizei bedeckte Bakterien weniger gut zu erkennen, was vermehrt zu Entzündungen führen kann“, erläutert Prof. Knauer. Doch es gibt auch positive Effekte. Silica-Nanoteilchen schwächten die Infektiosität des Keims Helicobacter pylori. Er gilt als Hauptursache für die Entstehung eines Magenkarzinoms.
Bier: Natürlich entstehende Nanopartikel
Und was ist mit Lebensmitteln ohne künstliche Zusätze? „Besonders spannend wurde es, als wir Nanopartikeln aus Bier isoliert haben. Das heißt, Nanoteilchen werden nicht nur gezielt unserer Nahrung zugesetzt, sondern entstehen auch völlig natürlich bei deren Zubereitung – sie sind also bereits omnipräsent.", erklärt Juniorprofessor Dr. Jens Voskuhl vom Institut für Organische Chemie.
„Aus unseren Ergebnissen lassen sich nun Strategien ableiten, um technische Nanopartikel als Inhaltsstoffe für Lebensmittel weiter zu entwickeln. Nicht nur für die Anwendung, sondern auch Grundlagenforschung, einschließlich Nahrungsmittelallergien, liegt ein riesiges Potenzial“, betonen Professorin Knauer und ihr Team.Der Text basiert auf der Pressemitteilung der Universität Duisburg-Essen.
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