Als ein 33-jähriger Mann schwer hebt, spürt er einen intensiven Schmerz in der Lendenwirbelsäule. Drei Tage später stellt er sich in der Notaufnahme vor. Die Untersuchung bleibt zunächst ohne Befund, bis den Ärzten eine Besonderheit ins Auge springt.
Der Mann berichtet beim Eintreffen, dass die Schmerzen seit drei Tagen andauern. Er hat keine Vorerkrankungen und gibt zunächst keine Dauermedikation an. Unter chronischem Rückenschmerz leide er schon lange, neurologische Ausfälle habe er dabei nicht. Die körperliche Untersuchung bleibt ohne pathologischen Befund, abgesehen von einer Auffälligkeit.
Wenn man denkt, man hätte schon alles gehört ...
Der rechte Arm des Patienten ist massiv gerötet und geschwollen. Auf Nachfrage erklärt der Patient schließlich, dass die Rötung Folge einer Form der Selbstmedikation sei. Zur Behandlung seiner Rückenschmerzen injiziere er sich regelmäßig sein eigenes Sperma. Empfohlen habe ihm dieses Verfahren niemand, es sei seine eigene Idee gewesen. Die letzten 18 Monate habe er monatlich ungefähr eine Dosis „benötigt“. Seit dem akuten Schmerzereignis habe er sich insgesamt drei Spritzen gesetzt – sowohl intravenös als auch intramuskulär. Die Nadeln dafür erwerbe er online.
Behandlung gemäß Leitlinie?
Die Ärzte nehmen den Mann stationär auf. Gegen die Rückenschmerzen erhält er Schmerzmittel, außerdem werden die Ränder seines Erythems zur Verlaufskontrolle markiert. In den nächsten 24 Stunden breitet sich die Rötung weiter aus, zudem zeigen einige Stellen Infektionszeichen.
Die Ärzte beginnen daher mit einer antibiotischen Behandlung, wobei sie bezüglich des zu vermutenden Erregerspektrums mit der Mikrobiologie Rücksprache halten. Noch während man berät, wie mit dem Arm weiter zu verfahren ist, entlässt sich der Patient gegen ärztlichen Rat selbst. Die Rückenschmerzen sind zu dem Zeitpunkt besser – was aus seinem Arm geworden ist und ob er seine skurrile Selbstmedikation wie gehabt fortführt, bleibt unklar.Semenly Harmless Back Pain: An Unusual Presentation of a Subcutaneous AbscessDunne L et al., Irish Medical Journal
Bildquelle: Rostislav Kralik, Public Domain Pictures