Katzen übertragen Toxoplasma gondii auf werdende Mütter. Der Parasit führt beim Ungeborenen zu Fehlbildungen. Forscher berichten jetzt, dass eine Toxoplasmose weitaus häufiger auftritt als bislang angenommen. So mancher Fall bleibt unentdeckt.
Rund 30 Prozent aller Menschen haben sich dem Robert-Koch-Institut (RKI) zufolge im Laufe ihres Lebens mit Toxoplasma gondii infiziert, ohne dies zu bemerken. Häufig gelangen Oozysten über Ausscheidungen von Katzen in den menschlichen Körper. Als weitere Quellen gelten Gewebszysten in rohen Fleischprodukten. Schwangere ohne eigene Antikörper übertragen den Einzeller auf ihr Ungeborenes, was zur Toxoplasmose führen kann. Abhängig vom Zeitpunkt der Infektion treten bleibende neurologische Schäden auf. Das Sehvermögen kann ebenfalls dauerhaft geschädigt werden. Für Deutschland gab es bislang keine belastbaren Zahlen, sondern grobe Schätzungen. Zwischen 35 bis 70 Prozent aller Bürger im Osten und 32 bis 48 Prozent im Westen Deutschlands sollen entsprechende Antikörper im Blut aufweisen.
Wissenschaftler haben im Rahmen der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS) etliche Blutproben untersucht. Die Resultate: Von 6.663 Personen waren 3.602 seropositiv. Die Seroprävalenz erhöhte sich von 20,0 Prozent bei jungen Erwachsenen (18-29 Jahre) auf 76,8 Prozent bei Senioren (70-79 Jahre). Noch ein Blick auf Frauen: Aus den aktuellen Zahlen errechneten RKI-Forscher 6.393 jährlichen Serokonversionen bei Frauen während der Schwangerschaft. Daraus ergeben sich rein statistisch 1.279 Infektionen des Fetus und 345 Neugeborene mit klinischen Symptomen. Momentan werden dem RKI acht bis 23 kongenitale Toxoplasmosen im Jahr gemeldet. „Dies weist auf eine starke Untererfassung dieser Erkrankung bei Neugeborenen hin“, heißt es vom RKI.
Nicht nur Ärzte sind jetzt gefragt. Werdenden Müttern bleibt neben üblichen Hygienemaßnahmen derzeit nur ein Test, den sie als IGeL-Leistung selbst bezahlen müssen. Am Sinn oder Unsinn von Untersuchungen scheiden sich die Geister. Ein Schwangeren-Screening auf Antikörper wie in Frankreich wird bei uns nicht durchgeführt.