Essensgerüche machen uns hungrig. Warum nutzen wir dieses Wissen nicht, dachten sich Forscher und entwickelten Geruchsblocker für die Nase, die bei den Trägern zu Gewichtsverlust führen sollen. Im Rahmen einer Studie erzielte man gute Ergebnisse. Jetzt sind langfristige Daten gefragt.
Eine Präsentation beim aktuellen European Congress on Obesity (ECO) in Wien schlug hohe Wellen: Ein Hersteller aus Israel stellte ein Gadget mit dem Namen Noz Noz für die Nase vor, wie die Sun kürzlich berichtete. Es sind zwei durchsichtige Stöpsel, die man in der Nase trägt. Diese sollen im Kampf gegen Übergewicht eingesetzt werden, indem es den Geruchssinn beeinträchtigt, den Appetit verringert und auf diese Weise gezielt zu Gewichtsverlust führt. Aber ist das wirklich realistisch?
Dror Dicker vom Rabin Medical Center bei Tel Aviv hat beim ECO Daten einer kleinen Pilotstudie vorgestellt. Sein Medizinprodukt wird bis zu 12 Stunden täglich getragen und dann nach zwei Wochen erneuert. Forscher setzten das Tool bei 65 übergewichtigen Erwachsenen ein. Alle Probanden erhielten eine kalorienreduzierte Diät allein (n=37) oder in Kombination mit Noz Noz (n=28). Teilnehmer der Studiengruppe trugen täglich den neuen Naseneinsatz, während Personen der Kontrollgruppe täglich Placebo-Tropfen mit Kochsalzlösung in jedes Nasenloch erhielten. Ärzte bestimmten das Gewicht, die Geruchsempfindlichkeit sowie die Glukose-, Insulin- und Lipidspiegel. Bei Teilnehmern unter 50 Jahren war der Gewichtsverlust in der Gadget-Gruppe nach zwölf Wochen signifikant höher als in der Kontrollgruppe (7,7 Prozent versus 4,2 Prozent bzw. 8,3 kg versus 4,3 kg). Bei Personen unter 50 Jahren verschwanden sogar 10,1 kg im Untersuchungszeitraum, was Dror Dicker mit dem besseren Geruchssinn in jüngeren Jahren erklärt. Für sein Tool sieht er gute Chancen, sobald weitere Studien vorliegen. Als Preis nennt er 89 Dollar (76 Euro).
Gabriella Segal-Lieberman, Adipositas-Forscherin am Sheba Medical Center in Ramat Gan, Israel, hat sich die Arbeit angesehen und ist vom Zusammenhang nicht überrascht. Ihrer Einschätzung zufolge sei der „Geruchssinn wichtig beim Gewichtsmanagement“. Der Effekt sei bereits bei Nagern bekannt und trete dort stärker auf. Den Gewichtsverlust bewertet sie als „beeindruckend“. Segal-Liebermann weiter: „Aber wenn wir über Mechanismen sprechen, bin ich mir nicht sicher, ob diese Studie Zusammenhänge mit dem Geruchssinn wirklich beweist.“ Am Design der Studie kritisiert sie, dass Kochsalztropfen keine Scheinintervention seien. Bei den üblichen Sham Controlled Trials setzen Forscher normalerweise Tools ohne Effekt ein. „Ich denke, es ist wichtig, dieses Feld weiter zu erforschen“, lautet ihr Fazit dazu.