Bislang galt, dass die Veränderungen der Gallengänge im Rahmen einer Cholestase schädlich sind und durch Medikamente unterbunden werden sollten. Diese Ansicht wird nun in Frage gestellt, da durch die Reaktion der Gallengänge offenbar Schäden vermieden werden.
Bei Leberkrankheiten kann es zur Cholestase kommen. In Folge dieser Cholestase verändern sich die Gallengänge. Bislang war es nicht einfach, insbesondere die sehr winzigen interlobularen Gallengänge zu beobachten. Die Projektgruppe von Dr. Nachiket Vartak konnte nun mittels Fluoreszenzmikroskopie die interlobularen Gallengänge dreidimensional abbilden und die Veränderungen der Gallenwege bei einer Cholestase über einen Zeitraum von 28 Tagen beobachten.
Den Ergebnissen zu Folge kommt es durch die Cholestase zu starken Faltungen, Dehnungen und Krümmungen der Gallengänge, die insgesamt zu einer fünffachen Oberflächenvergrößerung führen. Dabei werden die Gänge länger, sodass sie mehr Galle aufnehmen können, nehmen jedoch nicht im Durchmesser zu. Entgegengesetzt bisheriger Annahmen entstehen auch keine neuen Gallengänge. Dennoch zeigt sich die Leber als hoch adaptives Organ, das im Schadensfall zunächst versucht, sich selbst zu reparieren. Das Fazit von Vartak: „Die Gallengänge reagieren auf die Leberschädigung mit einer Vergrößerung ihrer Oberfläche. Dadurch passt sich das Organ den veränderten Anforderungen bei Lebererkrankungen an. Diesen Prozess durch eine falsche medikamentöse Behandlung zu unterbinden, wäre für die Patienten fatal.“ 3D-Abbildung cholestasebedingter Veränderungen der Gallengänge © ifado/vartak Die Methode kann Erklärungen und Ansätze liefern, wie weit fortgeschritten die Cholestase ist und welche entzündungshemmenden Mittel den Heilungsprozess der Leber unterstützen können, ohne dabei die selbstheilenden Mechanismen zu unterdrücken. Zusätzlich kann ein tieferes Verständnis dieser Mechanismen dazu dienen, die Ursachen zu erkennen, um eine Stauung der Galle eventuell besser zu verhindern. Originalpublikation: Cholestasis-induced adaptive remodeling of interlobular bile ducts. Nachiket Vartak et al.; Hepatology, doi: 10.1002/hep.28373; 2016