Nach einem Schlaganfall ist es wichtiger, wie gut betroffene Hirnbereiche über kleinere Arterien mit Blut versorgt wurden, als die verstrichene Zeit. Das erklärt, warum mit einer mechanischen Entfernung des Gerinnsels nach bis zu sechs Stunden noch gute Therapieerfolge erzielt werden.
Die Hirnschädigung nach einem Schlaganfall nimmt nicht zwangsläufig mit der Zeit zu. Das haben nun Forscher des Universitätsklinikums Freiburg gezeigt. Die bisherige Formel „Time is brain“ oder „je schneller, desto besser“ gilt zwar in der Akutphase weiterhin, ist bei einer minimalinvasiven Behandlung aber nicht allein ausschlaggebend: „Bei einem Großteil der Betroffenen kann der Zustand bis zu zwölf Stunden konstant bleiben. In dieser Zeit ist es notfalls auch möglich, die Patienten in ein entsprechend ausgestattetes Zentrum zu verlegen, um den Schlaganfall minimalinvasiv zu behandeln“, sagt Prof. Dr. Horst Urbach vom Universitätsklinikum Freiburg.
„Für den Erfolg einer Thrombektomie ist weniger die verstrichene Zeit von Bedeutung, sondern vielmehr, wie die Blutzirkulation im Gehirn aussieht“, so Urbach. Anhand modernster bildgebender Verfahren können erfahrene Ärzte feststellen, wie hoch die Chancen für einen erfolgreichen Eingriff stehen. Für ihre Studie werteten die Forscher Daten über Durchblutung und Aktivität des Gehirns von 155 Patienten aus, bei denen eine Hals- oder Hirnschlagader verstopft war und das Gehirn nur durch Kollateralen mit etwas Blut versorgt wurde. „Bei diesen Patienten mit Verschlüssen der großen Hirnarterien konnten wir in den letzten Jahren dank Thrombektomie die Heilungschancen von 30 Prozent auf 60 Prozent im Vergleich zur medikamentösen Therapie verdoppeln“, sagt Urbach. links: Durch ein Blutgerinnsel (Pfeil) wird ein großer Bereich des Gehirns von der Sauerstoffversorgung abgeschnitten. Rechts: Wiedereröffnetes Gefäß nach Entfernen des Gerinnsels mittels Stent. © Universitätsklinikum Freiburg Originalpublikation: Facing the time window in acute ischemic stroke: the infarct core Christoph Johannes Maurer et al.; Clinical Neuroradiology, doi: 10.1007/s00062-016-0501-8; 2016