Maligne Erkrankungen der Prostata gehören zu den zehn häufigsten Todesursachen bei Männern, berichtet das Statistische Bundesamt. Vielfach kommen Therapien zu spät, weil die Erkrankung keine Beschwerden verursacht. Ein neues Screening-Verfahren könnte Abhilfe schaffen.
Für Urologen und Onkologen bleiben Prostatakarzinome eine große Herausforderung. Die Erkrankung verläuft lange Zeit weitgehend symptomlos. Blasenentleerungsstörungen, Knochenschmerzen, Gewichtsverlust und Blutarmut treten erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Oft kommt jede Hilfe zu spät: Laut Todesursachenstatistik starben in 2014 genau 13.704 Männer an bösartigen Neubildungen der Prostata. Ärzte haben kaum Alternativen - PSA-Screenings gelten nach wie vor als umstritten. Nach rund 20-jähriger Arbeit fanden Wissenschaftler der herstellerunabhängigen „Canadian Task Force on Preventive Health Care“ keinen Hinweis, dass sich die Gesamtmortalität verringert. Jetzt hoffen Forscher stark auf metabolomische Ansätze: Bei Patienten verändert sich die Stoffwechsellage schon bei Prostata-Ca im Anfangsstadium.
Gianluigi Taverna aus Mailand schlägt deshalb vor, Hunde beim Screening von Urinproben einzusetzen. Anhand flüchtiger organischer Verbindungen (volatile organic compounds, VOC) erkannten die Tiere erkrankte Menschen mit hoher Sensitivität und Spezifität. Britischer Forscher um Chris S. J. Probert haben das Grundprinzip labortauglich gemacht. Sie kombinierten gaschromatographische und statistische Methoden, um molekulare Fingerabdrücke zu identifizieren. Probert nahm 155 Männer in seine Pilotstudie auf. Von ihnen litten 58 nachweislich an Prostatakrebs, weitere 24 an Harnblasenkarzinomen, und 73 an Miktionsstörungen und/oder an Hämaturie. Durch die kombinierte Analytik gelang es dem Team, Prostata-Ca mit einer 95-prozentigen Sensitivität und einer 96-prozentigen Spezifität nachzuweisen. Bei Blasenkrebs betrug die Sensitivität 96 Prozent und die Spezifität 100 Prozent. Probert zeigt auch, dass statistische Verfahren bei gleicher Analytik einen extrem starken Einfluss auf die Qualität von Messungen haben. Um Muster zu erkennen, wählten Forscher die Support Vector Machine als rein mathematisches Verfahren.
Ergebnisse der Pilotstudie zeigen, dass gaschromatographische Systeme zusammen mit Programmen der Mustererkennung in der Lage sind, Tumormarker zu identifizieren. Das jetzt vorgestellte System könnte dazu beitragen, Biopsien auf ein Minimum zu verringern. Jetzt planen die Forscher große Kohortenstudien. Sie halten Atemgasanalysen ebenfalls für denkbar.