Phytopharmaka stehen bei Migräne-Patienten hoch im Kurs. Besonders die Ingwerwurzel, obwohl es für ihre Wirkung bisher kaum wissenschaftliche Belege gibt. Ob Ingwer gegen Migräne wirkt oder nicht, wurde jetzt in einer randomisierten kontrollierten Studie untersucht.
Auch wenn in Gesundheitssendungen, Health-Magazinen oder in Internetforen der Ingwer als Waffe gegen Migräne ins Gespräch gebracht wird: Bisher ist die wissenschaftliche Datenlage zu Ingwer bei Migräne äußerst dürftig. Laís Bhering Martins von der Universidade Federal de Minas Gerais im brasilianischen Belo Horizonte wollte nun wissen, ob sich Extrakte als Add-on zur klinischen Therapie eignen.
Für eine randomisierte klinische Studie hat der Forscher 60 erwachsene Patienten rekrutiert. Sie wurden in der Notaufnahme eines Allgemeinkrankenhauses wegen akuter episodischer Migränebeschwerden mit oder ohne Aura behandelt. Alle Teilnehmer erhielten randomisiert 400 mg Ingwerextrakt (standardisiert auf 5 % Wirkstoff) oder Placebo (verkapselte Zellulose) zusätzlich zur intravenösen Gabe von 100 mg Ketoprofen.
Sie füllten sowohl vor der Medikation als auch 0,5 h, 1 h, 1,5 h und 2 h danach ein Kopfschmerztagebuch aus. Abgefragt wurden die Schmerzstärke, der Funktionsstatus, Migränesymptome und die Zufriedenheit mit der Therapie. Patienten in der Ingwer-Gruppe sprachen signifikant besser auf das NSAID Ketoprofen an. Das zeigte sich anhand von Scores zum Schmerz und zum funktionellen Status. In einem Kommentar erklären Martins und Kollegen alle Effekte mit typischen Inhaltsstoffen des Ingwers, vor allem Gingerol und Shogaol. Die Moleküle hemmen die Cyclooxygenase 2 (COX-2) und die 5-Lipoxygenase (5-LOX).
Trotz ihres randomisierten kontrollierten Designs wirft die Studie aber mehrere Fragen auf:
Im Kommentar nennt der Erstautor eine ältere Arbeit, die auch für den Einsatz von Ingwer spreche: Damals hatten Forscher gezeigt, dass Extrakte ähnlich gut wie Triptane wirken. Die Studie selbst ist aber von fraglichem Nutzen. Gerade bei Migräne treten starke Placebo-Effekte auf, die wissenschaftliche Ergebnisse verfälschen.