Aktuellen Veröffentlichungen des Robert Koch-Instituts zufolge steigen die Tuberkulose-Fallzahlen durch Flüchtlinge an. Grund zur Sorge besteht aber dennoch nicht: Deutschland ist gut vorbereitet, das Infektionsschutzgesetz hat sich in der Praxis größtenteils bewährt.
Die Anzahl der Tuberkuloseinfektionen hat in den letzten Jahren zugenommen: Nach 4.325 Patienten im Jahr 2013 und 4.533 im Jahr 2014 wurden dem Robert Koch-Institut in 2015 genau 5.865 Fälle übermittelt. „Trotz des Anstiegs der Tuberkulose-Fallzahlen ist das Infektionsrisiko innerhalb der Allgemeinbevölkerung unverändert sehr gering“ beruhigt RKI-Präsident Lothar H. Wieler. Der deutliche Anstieg geht in erster Linie auf die aktive Fallfindung bei der gesetzlich vorgeschriebenen Untersuchung von Asylsuchenden laut Paragraph 36 Infektionsschutzgesetz (IfSG) zurück.
„Die gemäß Paragraph 36 Absatz 4 IfSG verpflichtende Thorax-Röntgenuntersuchung ist eine international anerkannte und in Deutschland etablierte Screeningmethode“, konstatieren RKI-Experten. „Sie ist angesichts der prioritären Zielsetzungen des Screenings, den aktuellen Gegebenheiten und den Einschränkungen alternativer Screeningansätze aus Sicht des Robert Koch-Instituts nach wie vor die Methode der Wahl.“ Bei Personen unter 15 Jahren treten hinlänglich bekannte Probleme auf. Dazu das RKI: „Die aktuell verfügbaren immunodiagnostischen Testverfahren sind imperfekt, aber derzeit alternativlos, um nicht infizierte Kinder und Jugendliche, bei denen keine weiteren Untersuchungen zum Ausschluss einer Tuberkulose erforderlich sind, von infizierten und potenziell erkrankten zu unterscheiden.“ Lieferengpässe beim einzigen in Deutschland zugelassene Humantuberkulin PPD RT 23 des Statens Serum Instituts Kopenhagen (SSI) kamen erschwerend mit hinzu. Nach Einschätzung des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK) ist in absehbarer Zeit nicht mit der Zulassung weiterer Tuberkuline zu rechnen.
Von der Testmethodik zu den Ergebnissen: In 2015 gab es unter allen Asylsuchenden genau 1.255 Tuberkulosefälle. In 2014 waren es 425, und in 2013 noch 198. „Die Anstrengungen für die frühe Erkennung, Behandlung und Vermeidung von Tuberkulose sind daher wichtiger denn je“, kommentiert Wieler. Dazu gehören neben Screenings bei Patienten auch Umgebungsuntersuchungen und präventive Maßnahmen bei engen Kontaktpersonen infektiöser Patienten. Gleichzeitig betonen RKI-Experten die Bedeutung einer vollständigen, effizienten Therapie und die Übermittlung von Therapieergebnissen an beteiligte Health Professionals.