Bei Patienten mit familiärer adenomatöser Polyposis (FAP), einer erblichen Darmkrebsform, blieb Ärzten bislang nur die Kolektomie als Option. Studien zeigen jetzt, dass Sulindac plus Erlotinib effizient gegen Polypen wirken. Bisher traten aber noch deutliche Nebenwirkungen auf.
Kolonkarzinome sind sowohl bei Männern als auch bei Frauen die zweithäufigste Krebserkrankung innerer Organe, heißt es vom Berufsverband niedergelassener Hämatologen und Onkologen in Deutschland (BNHO). Genetische Faktoren bestimmen neben Umwelteinflüssen das Risiko. Bundesweit haben knapp 30 Prozent aller Patienten mit Darmkrebs Familienangehörige, die ebenfalls an Kolonkarzinomen erkrankt waren. „Wir gehen davon aus, dass das Risiko bei Verwandten ersten Grades von Darmkrebspatienten zwei- bis dreimal so hoch ist“, erklärt Dr. Michael Eckart, Internist beziehungsweise Arzt für Hämatologie und internistische Onkologie aus Erlangen. „Tritt der Darmkrebs vor dem 60. Lebensjahr auf, ist es sogar drei- bis vierfach erhöht.“
Wissenschaftler haben in letzter Zeit die familiäre adenomatöse Polyposis (FAP), eine autosomal-dominant vererbte Form von Darmkrebs, im Detail untersucht. Früher oder später treten bei Patienten im Dickdarm Polypen auf, die fast immer entarten. Die bisher einzige Möglichkeit, hier zu intervenieren, ist eine Kolektomie. N. Jewel Samadder von der University of Utah, Salt Lake City, hat jetzt eine Studie zu pharmakologischen Alternativen veröffentlicht. Er rekrutierte 92 Menschen mit FAP. Sie erhielten entweder Sulindac plus Erlotinib oder Placebo. Sulindac-Sulfon, ein Metabolit des NDAIDs Sulindac, löst in Krebszellen Apoptose aus. Erlotinib wirkt als selektiver Hemmstoff des EGF-Rezeptors. Ältere Studien hatten Hinweise ergeben, dass Suldindac durch EGF-Inhibitoren besser wirken könnte.
Zu den Ergebnissen: Unter Verum schrumpften Polypen um 8,5 Millimeter Durchmesser. Im Placebo-Arm vergrößerte sich der Wert um 8,0 Millimeter. Auch die Zahl an Polypen nahm unter Verum leicht ab (minus 2,8), verglichen mit Placebo (plus 4,3). Dem gegenüber standen unerwünschte Effekte. Bei 87 Prozent kam es zu Akne-ähnlichen Hautausschlägen, und bei 39 Prozent entzündete sich die Mundschleimhaut. Samadder führt die Nebenwirkungen auf Erlotinib zurück. Ärzte mussten bei 73 Prozent aller Studienteilnehmer die Dosis verringern. Jetzt soll untersucht werden, ob sich der erwünschte Effekt auch mit niedrigeren Arzneistoffmengen erreichen lässt. Inwieweit die Pharmakotherapie Patienten langfristig vor chirurgischen Eingriffen bewahren kann, ist unklar.