Häufig kommt es beim Aderhautmelanom zu Metastasen, die noch Jahre nach der Behandlung tödlich enden können. Prognosen bezüglich der Streuung waren bisher nur über eine aufwendige Genanalyse möglich. Eine immunhistochemische Methode könnte den Vorgang vereinfachen.
Beim Auftreten des Aderhautmelanom kann der Tumor meist erfolgreich aus dem Auge entfernt werden. Nicht selten haben sich aber bereits vor der Behandlung Krebszellen an anderen Stellen des Körpers angesiedelt. Dort können diese Zellen zu Metastasen heranwachsen, nicht selten auch viele Jahre nach der Therapie des Tumors im Auge. Insgesamt verstirbt jeder zweite Patient mit Aderhautmelanom im Laufe der folgenden Jahre an einer Metastasierung. Mit herkömmlichen Methoden, z.B. mit dem Mikroskop, sind Aderhautmelanome, die zu einer metastasierenden Erkrankung führen können, nicht von nicht-metastasierenden Aderhautmelanomen zu unterscheiden. Erst mit aufwändigen Untersuchungen der Erbsubstanz der Tumorzellen konnten die entscheidenden Erkennungsmerkmale für das Metastasierungsrisiko entdeckt werden. Die genetischen Untersuchungen ermöglichen die Erkennung von Untergruppen des Aderhautmelanoms, die sich bezüglich ihres Metastasierungsrisikos unterscheiden. Eine vollständige genetische Untersuchung der Erbsubstanz von Tumorzellen ist für den klinischen Alltag jedoch zu aufwändig. Nun wurden alternative Verfahren entwickelt.
In Körperzellen werden Gene in Eiweißmoleküle umgeschrieben. Ist ein Gen in einer Tumorzelle defekt, kann das entsprechende Eiweiß im Tumor oft nicht mehr korrekt gebildet werden. Es war das Ziel der Studie ein Eiweißmolekül zu finden, dessen Nachweis zwischen metastasierenden und nicht metastasierenden Tumorzellen unterscheidet und somit die genetische Untersuchung ersetzen oder ergänzen kann. Solche Eiweißmoleküle werden heute meist mit der Methode der Immunhistochemie im Gewebe angefärbt. Ein guter Kandidat für ein solches Eiweißmolekül war das BAP1-Genprodukt, da das entsprechende Gen in den Tumoren defekt ist, die bei den Patienten zu einer Streuung der Tumorzellen geführt haben. Um diese Annahmen zu prüfen, wurde das BAP1-Mutationsspektrum in einer Gruppe von 65 Aderhautmelanomen sehr umfangreich ermittelt und die BAP1-Färbung mit der Immunhistochemie durchgeführt. Außerdem wurde der Krankheitsverlauf der Patienten über mehrere Jahre genauestens verfolgt und sowohl das Todesdatum als auch die Todesursache dokumentiert.
Es zeigt sich, dass die Färbung mittels Immunhistochemie es ermöglicht eindeutig zwischen zwei unterschiedlichen Aderhautmelanomen zu unterscheiden. Während sich die Tumore ohne BAP1-Mutation sehr deutlich anfärben ließen (Abbildung 1), werden die Tumore die ein defektes BAP1-Gen besitzen durch BAP1-Immunhistochemie nicht angefärbt (Abbildung 2). Abbildung 1) zeigt eine sehr starke Färbung der Tumorzellen. ©Arbeitsgruppe Dr. M. Zeschnigk Der Vergleich mit den Überlebensdaten der Patienten zeigte, dass die BAP1-Färbung sehr gut geeignet ist um Tumore mit einem sehr hohen oder sehr niedrigen Risiko zur Metastasierung unterscheiden zu könne. Ein Vorteil dieses Verfahrens ist, dass der Nachweis dieses Eiweißmoleküls im Rahmen der Routineuntersuchung des Tumormaterials in der Pathologie mit relativ wenig zusätzlichem Aufwand durchgeführt werden kann. In Abbildung 2) ist keine Färbung der Zellen zu erkennen. Nur von den Tumorzellen im rechten Bild geht ein sehr hohes Risiko aus, dass sich die Zellen im Körper ausbreiten. ©Arbeitsgruppe Dr. M. Zeschnigk Zurzeit gibt es keine effektive Therapie für das bereits metastasierte Aderhautmelanom. Sollte in Zukunft eine adjuvante Therapie verfügbar sein, können mit Hilfe des hier etablierten Tests die Patienten identifiziert werden, die von dieser Therapie profitieren können. Patienten die kein oder ein sehr geringes Risiko tragen, Metastasen zu entwickeln, können im Gegenzug die Behandlung und somit gegebenenfalls auftretende Nebenwirkungen erspart werden. Originalpublikation: Comparing the Prognostic Value of BAP1 Mutation Pattern, Chromosome 3 Status, and BAP1 Immunohistochemistry in Uveal Melanoma J. van de Nes et al.; The American Journal of Surgical Pathology, doi: 10.1097/PAS.0000000000000645