Der Einsatz von Trichloressigsäure stellt eine verträgliche Alternativtherapie zur Behandlung von Vorstufen des Cervixkarzinoms dar. Traditionell für medizinische und kosmetische Schälkuren eingesetzt, erzielte die Säure bei 82 Prozent der Patientinnen eine komplette Remission.
Die klassische Therapie der schwerwiegenden Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs besteht aus einem operativen Eingriff, der Konisation. Ihre wesentlichste Nebenwirkung ist ein deutlicher Anstieg der Frühgeburtsrate. Die vorliegende Arbeit belegt, dass es möglich ist, Betroffenen den belastenden Eingriff und das erhöhte Risiko einer Frühgeburt zu ersparen: Durch einen schonenden und vergleichsweise einfachen Eingriff, bei dem 85-prozentige Trichloressigsäure auf die betroffenen Areale am Gebärmutterhals lediglich aufgetupft werden.
Die Anwendung der starken Säure führt dazu, dass die erkrankten Bereiche verschorft werden. Die wenigen Nebenwirkungen bestehen im Wesentlichen aus geringen Schmerzen im Zuge des Eingriffs und einem Ausfluss, der rund zwei Wochen dauert und von der Schleimhaut herrührt, die nach der Behandlung abgestoßen wird. Ihnen gegenüber steht das eindrucksvolle Ergebnis der Studie: acht Wochen nach der Anwendung konnte bei 82 Prozent aller behandelter Frauen eine komplette Remission festgestellt werden. Paul Speiser, Leiter der Studie: „Das Ergebnis ist äußerst positiv, denn der Eingriff ist für Experten auf dem Gebiet der HPV-bedingten Veränderungen am Gebärmutterhals sehr einfach durchzuführen: Es bedarf außerdem lediglich einer geringen Einschulungszeit, man benötigt keine Geräte oder andere OP-Infrastruktur und die Säure selbst ist auch günstig. Damit steht uns eine echte Alternative bei der Therapie dieser Erkrankung zur Verfügung, die auch für ärmere Länder sehr interessant ist.“ Die 85-prozentige Trichloressigsäure wird schon seit langer Zeit bei medizinischen und kosmetischen Schälkuren eingesetzt. Darüber hinaus wird sie für die Behandlung von Gewebeveränderungen eingesetzt, die durch HPV-Infektionen im Analbereich herrühren. Dieser Anwendungsbereich brachte Speiser auch auf die Idee, die Substanz im Bereich des Gebärmutterhalses einzusetzen. Die Studie ist allerdings noch keine Grundlage für die breite Anwendung. „Dafür fehlen uns noch weitere Daten. In einer neuen Studie werden wir außerdem prüfen, ob man den Therapieerfolg durch eine zweite Behandlung erhöhen kann. Erste Daten deuten darauf hin, dass man mit einer zweiten Behandlung die Erfolgsrate auf über 90% steigern kann“, so Speiser. Originalpublikation: Short-Term Efficacy of Trichloroacetic Acid in the Treatment of Cervical Intraepithelial Neoplasia. Paul Speiser et al.; Obstetrics & Gynecology, doi: 10.1097/AOG.0000000000001244; 2016