Einmal mehr zeigen Rabattverträge ihre Schattenseiten. Neuen Daten zufolge gibt es in Deutschland immer weniger Generika-Hersteller. Damit könnte sich das gesetzlich erwünschte System schon sehr bald selbst aushebeln.
Das Berliner IGES Institut analysiert im Auftrag von Pro Generika, wie sich der Generikamarkt hierzulande entwickelt. Eine erste Untersuchung im Jahr 2011 ergab 18 generische Wirkstoffe beziehungsweise Biosimilars. Updates in 2014 (32 weitere Pharmaka) und 2015 (zwölf weitere Pharmaka) folgten. Allerdings schwanken die Marktanteile stark.
Zur weiteren Betrachtung wurden Generika mit Markteintritt zwischen Juli 2012 bis September 2013 in drei Gruppen eingeteilt. Gruppe eins umfasst Pharmaka mit funktionierendem Wettbewerb. Dazu gehören unter anderem Irbesartan, Irbesartan und Hydrochlorothiazid, Zoledronsäure, Memantin sowie Montelukast. Hier lag der Marktanteil nach zwei Jahren bei mehr als 85 Prozent. Die Gruppe zwei beinhaltet Arzneistoffe mit eingeschränktem Wettbewerb, etwa Tolterodin, Zidovudin und Lamivudin, Rizatriptan oder Ziprasidon. Hier schwankte der Marktanteil zwischen 40 und 85 Prozent. Bleiben noch Pharmaka mit stark eingeschränktem Wettbewerb und Marktanteilen unter 40 Prozent. Als wichtigste Vertreter nennt die Studie Pioglitazon, Acetylsalicylsäure und Dipyridamol sowie Nevirapin. Die drei Gruppen unterscheiden sich vor allen durch unterschiedlich viele Anbieter: rund 15 in Gruppe eins, neun in Gruppe zwei und drei in Gruppe drei. Updates zeigen, dass künftig mit Problemen zu rechnen ist.
Bei Wirkstoffen mit sehr intensiven Wettbewerb verringerte sich die durchschnittliche Anbieterzahl von 27 (01/2006 bis 06/2009) über 18 (07/2009 bis 06/2012) auf 16 (07/2012 bis 09/2013). Ähnliche Zahlen fanden die Autoren bei Präparaten mit durchschnittlich intensivem Wettbewerb. Hier sank die Anbieterzahl in den gleichen Zeiträumen von 21 über 17 auf zehn. Und im Bereich geringer Wettbewerbstendenzen waren anfangs noch vier, später nur noch drei Firmen mit im Boot. Das IGES-Institut zieht als Resümee einen „Zusammenhang zwischen sinkenden Anbieterzahlen in allen Gruppen und geringeren Marktgrößen (DDD)“. Dazu sagt Pro-Generika-Geschäftsführer Bork Bretthauer: „Setzt sich diese Tendenz weiter fort, wird das nicht ohne Folgen für den Wettbewerb und die Sicherheit der Arzneimittelversorgung bleiben. Denn Wettbewerb und Versorgungssicherheit haben eine gemeinsame Grundlage: die Teilnahme möglichst vieler Generikaunternehmen an der Versorgung.“ Gesundheitsökonomen kritisieren schon lange, dass Ausschreibungen gesetzlicher Krankenkassen mittlerweile nur noch für große Generikahersteller interessant seien. Gerade kleinere Firmen bieten angesichts dieser Konkurrenz nicht mehr mit.