Italienische Kinder weisen im Vergleich zu Kindern aus anderen europäischen Ländern einen höheren Body-Mass-Index auf. Die Auswertung frühkindlicher Einflussfaktoren deutet auf einen Zusammenhang zwischen einem erhöhten BMI der Mütter und übergewichtigen Kindern hin.
Italienische Kinder weisen in allen Altersgruppen über drei Jahren einen deutlich höheren Body-Mass-Index (BMI) auf als Kinder in Belgien, Deutschland, Schweden, Spanien, Ungarn und Zypern. Dies zeigt eine aktuelle Untersuchung im Rahmen der IDEFICS-Studie, die das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (BIPS) und die Universität Bremen von 2006 bis 2012 gemeinsam durchführten. Ziel war es herauszufinden, wie sich der BMI bei europäischen Kindern im Laufe der Kindheit entwickelt und in welchem Maße frühkindliche Einflüsse auf diesen wirken. In der aktuellen Untersuchung der IDEFICS-Studie werteten Wissenschaftler die Werte zu Körpergewicht und -größe von 7.644 Kindern von Geburt bis zum Alter von elf Jahren aus den oben genannten sieben europäischen Ländern aus. Die Sammlung von frühkindlichen Gesundheitsinformationen – wie in Deutschland über das Kinder-Untersuchungsheft – sowie die Messungen von Körpergewicht und -größe fanden in der Basisuntersuchung der IDEFICS-Studie 2007/2008 sowie bei einer Nachuntersuchung 2009/2010 statt. Bei der Basisuntersuchung zeigten sich starke Unterschiede in den Anteilen an übergewichtigen und adipösen Kindern zwischen den teilnehmenden europäischen Ländern – von 9,7 Prozent in Belgien bis zu 50,0 Prozent in Italien. Das IDEFICS-Team untersuchte, zu welchem Zeitpunkt in der Entwicklung der Kinder diese Unterschiede beginnen und welche Einflüsse hierfür verantwortlich sein können. Dabei nutzte es als Vergleichswert den Body-Mass-Index.
Die Untersuchung zeigte, dass ab einem Alter von etwa drei Jahren deutliche Länderunterschiede in der BMI-Entwicklung der Kinder zu erkennen sind. Dabei wiesen italienische Kinder höhere BMI-Werte im Vergleich zu Kindern aus allen anderen Ländern auf. So lag im Alter von elf Jahren der mittlere BMI italienischer Kinder bei 22,3 bei Jungen und 22,0 bei Mädchen. In den anderen Ländern bewegte er sich zwischen 18,4 bis 20,3 bei Jungen sowie 18,2 bis 20,3 bei Mädchen. In der statistischen Auswertung wurden im Anschluss frühkindliche Einflussfaktoren – wie zum Beispiel die mütterliche Gewichtszunahme in der Schwangerschaft, Dauer der Stillzeit und der BMI der Mutter – in Zusammenhang mit der BMI-Entwicklung der Kinder untersucht. Dabei zeigte sich, dass der mütterliche BMI der Faktor war, der am stärksten mit der BMI-Zunahme bei den Kindern verbunden war. So wiesen beispielsweise italienische Kinder mit einer Mutter, deren BMI 25 beträgt, im Alter von vier Jahren bereits einen um 0,6 Einheiten und im Alter von zehn Jahren einen um 1,5 Einheiten höheren BMI auf als Kinder, deren Mütter einen BMI von 20 haben.
“Diese Ergebnisse helfen uns, die Entwicklung des kindlichen Übergewichts besser zu verstehen“, erklärt die Erstautorin der Studie Dr. Claudia Börnhorst vom BIPS. „Darüber hinaus können unsere Ergebnisse zur Diskussion zwischen Gesundheitsexpertinnen und -experten sowie der Politik beitragen, wie dieses globale Problem effektiver angegangen werden kann.“ Die Untersuchungen der IDEFICS-Studie werden in der EU-finanzierten I.Family-Studie weitergeführt, die das BIPS gemeinsam mit der Universität Bremen leitet. Die IDEFICS-Kinder sind mittlerweile ins Teenageralter gekommen. In der neuen Studie sind sie als Probanden wieder mit dabei, auch ihre Geschwister und Eltern sind zur Teilnahme eingeladen. Das Forschungsprojekt will erforschen, welche Gründe zu einem gesunden Ernährungs- und Lebensstil führen und welche Hemmnisse dies verhindern können. Originalpublikation: Early life factors and inter-country heterogeneity in BMI growth trajectories of European children: The IDEFICS study Claudia Börnhorst et al.; PLOS ONE, doi: 10.1371/journal.pone.0149268; 2016