Maligne Erkrankungen mit zwei Pharmaka in die Zange nehmen – dieser Idee haben sich amerikanische Forscher verschrieben. Sie verstärken die Wirkung bekannter Hemmstoffe des PD-1-Rezeptors durch Histon-Deacetylase-Inhibitoren. Das gelingt zumindest im Tierexperiment.
PD-1-Rezeptoren regulieren unser Immunsystem, indem sie die Aktivierung von T-Zellen unterbinden. Wenn die Proteine „programmed cell death 1 ligand 1“ (PD-L1) oder „programmed cell death 1 ligand 2“ (PD-L2) an PD-1 binden, werden T-Zellen abgeschaltet. Dadurch kommt es zu weniger Autoimmunreaktionen, und die immunologische Eigentoleranz wird gefördert. Was im gesunden Körper Sinn macht, ist bei Krebserkrankungen nicht erwünscht. Doch es kommt noch schlimmer: Manche Tumoren exprimieren PD-L1, um sich vor T-Zellen zu schützen. Deshalb setzen Onkologen PD1-Inhibitoren wie Nivolumab oder Pembrolizumab ein.
Die monoklonalen Antikörper binden an den PD-1-Rezeptor von T-Zellen und blockieren ihn. Docken keine Liganden mehr an, kommt es auch nicht mehr zur Inaktivierung. Beide Biologicals zählen deshalb zu den wichtigsten onkologischen Innovationen des letzten Jahres. Bleibt als Wermutstropfen, dass bei einigen Erkrankungen, etwa Lungenkrebs, die Ansprechraten vergleichsweise gering sind. Wissenschaftler suchen jetzt Möglichkeiten, um noch mehr aus PD1-Hemmstoffen herauszuholen.
Hong Zheng aus Tampa, Florida, hat Immuntherapeutika, die sich gegen den PD-1-Rezeptor richten, mit Histon-Deacetylase-Hemmern kombiniert. Der Forscher führt geringe Ansprechraten auf zu niedrige T-Zellzahlen im Tumorgewebe zurück. Inhibitoren des Enzyms Histon-Deacetylase, beispielsweise Romidepsin, verstärken die Expression von Chemokinen. Diese Proteine locken Immunzellen chemotaktisch an. Zusammen mit Kollegen hat Zheng seine Vermutung im Tierexperiment bestätigt. In zwei Fällen bildeten sich Tumore sogar vollständig zurück. Nach ihrem Erfolg planen sie jetzt eine klinische Studie, um Möglichkeiten bei Lungenkrebs auszuloten. Romidepsin hat momentan nur in den USA eine Zulassung, aber nicht in Deutschland. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hat bisher lediglich Panobinostat, einem anderen HDAC-Inhibitor, ihren Segen erteilt.