Menschen, die an Arachnophobie leiden, überschätzen die Größe von Spinnentieren. Die Betroffenen können die angstbezogene visuelle Information nicht angemessen verarbeiten. Durch eine Expositionstherapie können die verzerrten Größeneinschätzungen korrigiert werden.
Phobien sind die häufigste Form von Angststörungen, die durch eine irrationale Furcht vor bestimmten Objekten oder Situationen gekennzeichnet sind. So kann schon die Vorstellung der Konfrontation mit einer Spinne bei Betroffenen mit Spinnenphobie ein Angstgefühl von lähmender Intensität auslösen. Eine Hypothese zur Ursache dieser Angst besagt, dass bei den Betroffenen die angstbezogene visuelle Information nicht angemessen verarbeitet wird.
Zur Klärung dieser Hypothese ließen die Forscher um Dr. Youssef Shiban von der Universität Regensburg mehrere Patienten mit Spinnenangst sowie gesunde Probanden die Größe von Spinnen einschätzen – vor und nach einer Expositionsbehandlung. Bei dieser Therapieform werden Personen, die beispielsweise an Höhenangst oder eben Spinnenphobie leiden, wiederholt mit dem angstauslösenden Objekt oder der entsprechenden Situation konfrontiert. Ziel ist es, einen Lernprozess in Gang zu setzen, der den Betroffenen verdeutlicht, dass die Situation harmlos ist. Der Versuch zeigte, dass die Patienten mit Spinnenangst die Tiere vor der Behandlung deutlich größer einschätzten als die gesunde Vergleichsgruppe vor Beginn der Therapie. Allerdings verringerte sich diese Verzerrung der Größeneinschätzung im Verlauf der Expositionsbehandlung deutlich, sodass nach der Behandlung keine Unterschiede zwischen den beiden Untersuchungsgruppen mehr festgestellt werden konnten. Die Beobachtungen der Wissenschaftler bestätigen die Annahme, dass Patienten mit Spinnenangst angstbezogene visuelle Informationen generell anders verarbeiten als gesunde Menschen, sich diese Verzerrungen aber durch eine Expositionstherapie korrigieren lassen. Originalpublikation: Treatment effect on biases in size estimation in spider phobia Youssef Shiban et al.; Biological Psychology, doi: 10.1016/j.biopsycho.2016.03.005; 2016