Gestationshypertonie wirkt sich negativ auf das Geburtsgewicht des Kindes aus: Schon ein Anstieg von 10 mm Hg des systolischen Wertes verringert das Gewicht des Kindes bis zu 200 Gramm. Eine Mangelgeburt erhöht außerdem das Risiko für chronische Erkrankungen beim Kind.
Die schädliche Wirkung eines erhöhten Blutdrucks in der Schwangerschaft ist seit längerem bekannt. Medizinische Bedenken bestanden bisher erst, wenn der obere systolische Blutdruckwert 140 oder der untere Wert 90 mm Hg überschreitet. Dann liegt eine Gestationshypertonie genannt vor. Diese zeigt ein erhöhtes Risiko für Mutter und Kind an. „Die Ursache ist häufig eine Funktionsstörung der Plazenta, die das Kind mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt“, erläutert Professor Martin Hausberg, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Hochdruckliga. „Viele Frauen erholen sich“, fügt er hinzu: „Doch in etwa der Hälfte der Fälle kündigt die Gestationshypertonie eine Präeklampsie an.“ Bei der Präeklampsie wird auch die Niere der Mutter geschädigt. Es kommt zu einem Eiweißverlust über den Urin. „Die Präeklampsie bedroht nicht nur das Leben des Kindes, sondern auch die Gesundheit der Mutter“, sagt Professor Hausberg. „Die Präeklampsie ist daher auch der häufigste Grund für die vorzeitige Einleitung der Geburt.“
Wenn die Plazenta nicht mehr ausreichend Sauerstoff und Nährstoffe liefert, kann das Kind nicht gedeihen. Die Folge ist ein geringes Geburtsgewicht. Wie empfindlich die ungeborenen Kinder auf einen Anstieg des Blutdrucks der Mutter reagieren, zeigt eine aktuelle Untersuchung der Universitäten in Exeter und Bristol, die im amerikanischen Ärzteblatt veröffentlicht wurde. „Jeder Anstieg des systolischen Wertes um 10 mm Hg war mit einem Rückgang des Geburtsgewichts um etwa 150 bis 200 Gramm verbunden“, erklärt Professor Hausberg, Direktor der Medizinischen Klinik I am Städtischen Klinikum Karlsruhe. „Dies macht deutlich, dass ein Anstieg des Blutdrucks in der Schwangerschaft immer ernst genommen werden muss.“ Langzeitstudien zeigen, dass Kinder mit einem geringen Geburtsgewicht nicht nur schlechtere Startchancen im Leben haben. Der Experte erläutert: „Die Mangelgeburt erhöht auch das Risiko, dass die Kinder im Erwachsenenalter chronische Erkrankungen entwickeln, zu denen nicht zuletzt auch ein Bluthochdruck gehört. “Die Behandlung der Gestationshypertonie besteht zunächst in einer körperlichen Schonung sowie einer ausgeglichenen Ernährung. Medikamente werden erst bei einem Anstieg auf über 150/100 mm Hg eingesetzt.
„Nicht alle Wirkstoffe sind für Schwangere geeignet“, erklärt Hausberg: „Diuretika können die Durchblutung der Plazenta beeinträchtigen, ACE-Hemmer und Angiotensin-Antagonisten stehen im Verdacht, Fehlbildungen auszulösen.“ Ein starker Blutdruckabfall zu Beginn der Behandlung könne ebenfalls die Gesundheit des Kindes gefährden. Die Behandlung des Bluthochdrucks in der Schwangerschaft mit Medikamenten sollte nach Auskunft des Experten deshalb unter engmaschiger Beobachtung erfolgen. Am besten ist es, wenn der Blutdruck bereits vor der Schwangerschaft nicht erhöht ist. Professor Hausberg betont: „Sport und die Vermeidung von Übergewicht durch eine ausgewogene Ernährung bieten am ehesten einen Schutz. Auch Rauchen kann durch seine schädliche Wirkung auf die Arterien den Blutdruck erhöhen.“ Während der Schwangerschaft sollten alle Frauen ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren. Den besten Schutz bietet die Teilnahme an der gesetzlichen Schwangerschaftsvorsorge, die die regelmäßige Kontrolle des Blutdrucks vorsehen. Originalpublikation: Genetic Evidence for Causal Relationships Between Maternal Obesity-Related Traits and Birth Weight Jessica Tyrrell et al.; The Journal of the American Medical Association, doi: 10.1001/jama.2016.1975; 2016