In den letzten Tagen liest man öfter etwas über den sogenannten Brokkoli-Kaffee. Es handelt sich um ein von der australischen Regierung unterstütztes Projekt: Pulverisierter Brokkoli im Kaffee soll Gemüseverweigerer mit Vitaminen und Mineralstoffen versorgen. Ist das eine gute Idee?
Die britische Tageszeitung The Guardian berichtete vor einigen Tagen über ein Café in Melbourne, das neuerdings Brokkolipulver in ihre Kaffees mischt. Seitdem stößt man auf den unterschiedlichsten Portalen auf Kurzmeldungen über das Projekt Brokkoli-Kaffee. Realisiert wurde es von CSIRO, einer wisschenschaftlichen Organisation der australischen Regierung und dem Agrarwirtschaftsunternehmen Hort Innovation.
Das Pulver ist reich an Ballaststoffen, Vitamin B6, Vitamin E und Mangan. Natürlich gilt dasselbe für frischen Brokkoli. Der lande aber bei den meisten Menschen viel zu selten auf dem Teller. „Untersuchungen haben gezeigt, dass der durchschnittliche Australier immer noch nicht die empfohlene Tagesmenge an Gemüse zu sich nimmt. Durch neue Optionen wie Brokkolipulver kann man dieses Problem in Angriff nehmen“, sagt John Lloyd, Geschäftsführer von Hort Innovation. Wer das Pulver nicht als Zusatz im Kaffee konsumieren möchte, kann es auch in Smoothies, Suppen oder Gebäck mischen. Mary Ann Augustin ist Forschungsleiterin von CSIRO und sieht in der Maßnahme einen Ernährungstrend für die Zukunft: „Prototypen von angereicherten Snacks mit 20 bis 100 Prozent Gemüseanteil wurden letztes Jahr während der National Science Week auf dem Queen Victoria Market verkostet und sowohl von Eltern als auch Kindern gut angenommen“, erzählt sie optimistisch in der Pressemitteilung der Organisation.
Ob so ein Kaffee schmeckt, sei mal dahingestellt. Wie gut der Körper die Vitamine aus dem pulverisierten Brokkoli aufnimmt und ob der Genuss des Gemüsekaffees gesundheitliche Vorteile bringt, dazu gibt es keine Zahlen. Doch selbst, wenn man das Gedankenexperiment wagt und davon ausgeht, ein solches Anreichern von Lebensmitteln würde tatsächlich einen Mehrwert für unsere Gesundheit haben, drängt sich eine ganz andere Frage auf: Wieso isst man nicht einfach eine Portion Gemüse? In Anbetracht der Tatsache, dass die meisten von uns nicht annähernd auf die empfohlene Tagesmenge Gemüse kommen, ist das Supplementieren von Getränken und Speisen mit Gemüsepulver ein recht resignierter Lösungsansatz. Sinnvoller wäre es, so früh wie möglich ein Bewusstsein für eine gesunde Ernährung zu schaffen und an Kindergärten und Schulen den Speiseplan dahingehend zu optimieren. Zugegeben, derart einschneidende Maßnahmen sind aufwendiger, als Pulver in Kaffees oder Backwaren zu mischen.