Patienten mit Heroin-Abhängigkeit haben schlechte Karten: Methadon zeigt nicht immer den gewünschten Effekt und reines Heroin ist vor allem politisch umstritten. Jetzt zeigen Forscher, dass sich Hydromorphon als Alternative eignet.
Heroin führt rasch zu körperlicher Abhängigkeit. Ohne weitere Gaben kommt es zum gefürchteten Craving. Betroffene geraten in einen Teufelskreislauf. Ihr Leben dreht sich nur noch um Heroin. Neben psychosozialen Maßnahmen profitieren gerade Schwerstabhängige von einer Substitution mit Methadon. Es wirkt vergleichbar mit Opioiden, ohne einen „Kick“ auszulösen. Ärzten gelingt es in einigen Fällen, durch langsames Ausschleichen eine völlige Opioidabstinenz bei tolerierbaren Entzugssymptomen zu erzielen. Bei Schwerstabhängigen führt Methadon jedoch nicht immer zum Erfolg.
Ärzten bleibt als Alternative, mit chemisch reinem Heroin zu substituieren und Patienten sauberes Besteck bereitzustellen. Damit lassen sich Infektionen vermeiden, aber auch soziale Abstiege stoppen. Die Kehrseite: Politikern ist Heroin als Sozialleistung schon lange ein Dorn im Auge. Als Alternative kommt retardiertes Morphin zum Einsatz. Eugenia Oviedo-Joekes aus Vancouver wollte wissen, ob sich Hydromorphon als Alternative eignet. Das Betäubungsmittel kann einfach per BtM-Rezept abgegeben werden und ist in unterschiedlicher Galenik verfügbar.
Im Rahmen der SALOME-Studie (Study to Assess Longer-term Opioid Medication Effectiveness) hat Oviedo-Joekes zusammen mit Kollegen untersucht, ob sich Heroin durch Hydromorphon ersetzen lässt, ohne Abstriche zu machen. Sie rekrutierte 202 Patienten mit Langzeitabhängigkeit. Alle Teilnehmer erwarben an 25 Tagen eines Monats Heroin auf der Straße, mit allen bekannten Risiken. Betroffene erhielten entweder reines Heroin oder Hydromorphon zur intravenösen Substitution. Auf den ersten Blick zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen beiden Gruppen. Während der Substitution mit Hydromorphon beschafften sich Abhängige ihre Droge noch an 5,5 Tagen pro Monat über dubiose Wege, verglichen mit 3,15 Tagen unter reinem Heroin. Berücksichtigte Eugenia Oviedo-Joekes nur Patienten, die wenigstens an 20 Tagen im Monat beim Studienteam erschienen waren, relativierte sich der Unterschied. Bleibt als Schwachstelle, dass die Daten auf Befragungen beruhen. Urintests ergaben zumindest keine großen Abweichungen. Damit steht umfangreicheren Studien nichts mehr im Wege.