Im Gehirn gibt es 14 verschiedene Serotoninrezeptoren in unterschiedlichen Zelltypen. Das komplexe Serotoninsystem zu durchdringen, ist schwer. Die Optogenetik soll nun Aufklärung leisten: Forscher entwickeln einen Sensor, der Serotoninmengen in Echtzeit anzeigen kann.
Anhand der Kopplung von Nervenzellrezeptoren an lichtsensitive Pigmente aus der Netzhaut, erforscht Prof. Dr. Olivia Masseck die Ursachen für Angst und Depression. Seit mehr als 60 Jahren verfolgen Wissenschaftler die Hypothese, dass unter anderem ein veränderter Spiegel des Botenstoffs Serotonin für die Krankheiten verantwortlich ist. „Für uns ist es leider unglaublich schwer zu verstehen, wie das Serotoninsystem funktioniert“, sagt Masseck von der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Insgesamt gibt es 14 verschiedene Rezeptoren für den Botenstoff im Gehirn in unterschiedlichen Zelltypen. Das macht es kompliziert herauszufinden, welche Funktionen die verschiedenen Rezeptoren in den einzelnen Zelltypen haben. Koppelt man die Proteine jedoch an lichtempfindliche Pigmente, kann man sie mit Licht einer bestimmten Farbe gezielt an- und abschalten – mit hoher räumlicher und zeitlicher Präzision.
Masseck arbeitet mit der Methode der Optogenetik und charakterisiert beispielsweise die Eigenschaften verschiedener lichtsensitiver Proteine und identifiziert diejenigen, die sich am besten als optogenetische Werkzeuge eignen. Ausgiebig untersuchte sie bereits mehrere lichtempfindliche Varianten der Serotoninrezeptoren 5-HT1A und 5-HT2C. In mehreren Studien zeigte sie mit ihren Kooperationspartnern, dass beide dieser Rezeptoren das Angstverhalten von Mäusen kontrollieren können.
Um das Serotoninsystem noch detaillierter unter die Lupe zu nehmen, entwickelt die Forscherin derzeit einen Sensor, der die vorhandene Menge des Botenstoffs in Echtzeit anzeigen soll. Ursachen für Angst und Depression sollen so künftig identifiziert werden. Eine Idee ist, eine abgewandelte Form eines grün fluoreszierenden Proteins in einen Serotoninrezeptor zu integrieren. Dieses Protein leuchtet nur dann grün, wenn es in einer bestimmten räumlichen Struktur vorliegt. Wenn ein Serotoninmolekül an einen Rezeptor bindet, ändert dieser seine dreidimensionale Konformation. Ziel ist es, das fluoreszierende Protein so in den Rezeptor einzubauen, dass sich seine räumliche Struktur gemeinsam mit der des Rezeptors ändert, wenn ein Serotoninmolekül bindet – und zwar so, dass das Protein anfängt zu leuchten. Originalquelle: