Nach wie vor wird ein Ebola-Impfstoff benötigt, denn die aktuelle Epidemie ist noch nicht vollends besiegt und weitere Ausbrüche in der Zukunft können nicht ausgeschlossen werden. Nun wurde die klinische Phase-I-Prüfung eines vielversprechenden, potenziellen Impfstoffs abgeschlossen.
Die klinische Phase-I-Prüfung eines potenziellen Impfstoffs gegen das Ebola-Virus konnte an vier Standorten in Afrika und Europa erfolgreich abgeschlossen werden. „Die Ergebnisse zur Verträglichkeit und Sicherheit sowie zur Immunantwort auf den Impfstoff-Kandidaten sind sehr vielversprechend“, erklärt Prof. Dr. Marylyn Addo. Die gebildeten Antikörper gegen das Virus waren noch nach sechs Monaten nachweisbar. „Damit sollte eine einmalige Impfung nachhaltig gegen Ebola schützen können“, ist Addo überzeugt. Die Infektionsmedizinerin hat die Studie in Hamburg geleitet. Insgesamt wurden 158 freiwillige gesunde Erwachsene untersucht, neben Hamburg an den Standorten Genf (Schweiz), in Lambaréné (Gabun) und in Kilifi (Kenia). Insgesamt 158 gesunde Probanden wurden an den vier Standorten mit ansteigenden Dosen des potenziellen Vakzins geimpft. In Genf wurde eine Doppelblindstudie durchgeführt. Bei der verwendeten Vakzine rVSV-ZEBOV handelt es sich um ein abgeschwächtes, gentechnisch verändertes Vesikuläres Stomatitis-Virus (VSV), das ein Oberflächenprotein des Ebola-Virus trägt. Gegen dieses Protein soll das Immunsystem der Geimpften Antikörper bilden, die im Falle eines Kontakts mit dem Ebola-Virus die Krankheit zu verhindern helfen. Die Wissenschaftler haben Sicherheit, Verträglichkeit und Art der Immunantwort auf diese Vakzine erstmals am Menschen getestet.
Es gab keine schweren Nebenwirkungen im Zusammenhang mit dem Impfstoff, in einigen Fällen kam es kurzzeitig zu leichtem Fieber, in anderen Fällen zu Gelenkbeschwerden. Da es sich um einen Lebendimpfstoff handelt, wurden erwartungsgemäß auch geringe Mengen an Impfviren im Blut gemessen, allerdings nur in den ersten Tagen nach der Impfung. Eine Virusvermehrung scheint durch das Immunsystem kontrolliert und begrenzt zu werden. Dadurch konnten keine Viren in Speichel und Urin nachgewiesen werden.
Bei allen Teilnehmern wurde das Immunsystem durch die einmalige Impfung angeregt, Antikörper zu bilden, die spezifisch gegen das Ebola-Oberflächenprotein gerichtet waren. Diese Antikörper konnten die Infektion durch das Ebola-Virus im Reagenzglas hemmen und waren auch nach sechs Monaten noch nachweisbar. Die Wissenschaftler bewerten das Risiko-Nutzen-Profil positiv. „Diese Ergebnisse zeigen, dass der neue Impfstoff das Potenzial hat, in möglichen zukünftigen Ebola-Ausbrüchen eingesetzt zu werden", freut sich Prof. Dr. Stephan Becker. „Die Nebenwirkungen waren moderat und so, wie man es bei Lebendimpfungen erwartet hat“, erklärt Prof. Peter Kremsner vom Universitätsklinikum Tübingen. Die Ergebnisse der Arbeit fließen nun in weitere Studien ein, in denen die ermittelte optimale Impfdosis eingesetzt wird und vor allem bei Kindern untersucht wird. In Guinea wurde der Impfstoff auch bereits in einer größeren Studie getestet. Geimpft wurden dort die Kontaktpersonen von Ebola-Patienten. Erste Zwischenergebnisse haben einen Wirksamkeitsnachweis des Impfstoffes gezeigt. Die Zulassung durch die amerikanische Behörde FDA ist für Anfang 2017 angestrebt. Originalpublikation: Phase 1 Trials of rVSV Ebola Vaccine in Africa and Europe Selidji T. Agnandji et al.; New England Journal of Medicine, doi: 10.1056/NEJMoa1502924; 2016