An der Frage, wie schädlich oder harmlos Cannabis-Produkte sind, scheiden sich die Geister. Schwedische Wissenschaftler gießen jetzt Öl ins Feuer. Sie fanden heraus, dass Konsumenten früher sterben. Auch der Mischkonsum mit Ethanol ist problematisch.
Gute Nachrichten, schlechte Nachrichten: Laut Drogenaffinitätsstudie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) rauchen nur noch 7,8 Prozent der Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren. Experten sprechen von der niedrigsten Quote aller Studien seit den 1970er-Jahren. Der Alkoholkonsum bleibt aber problematisch. BZgA-Chefin Dr. Heidrun M. Thaiss hat noch ganz andere Sorgen. „Zu viele junge Erwachsene konsumieren Cannabis – es ist nach wie vor die mit Abstand am meisten konsumierte illegale Droge“, sagte sie anlässlich der Vorstellung ihres neuen Reports. Die Legalisierung von Cannabis für Erwachsene habe etwa im US-Bundesstaat Colorado gezeigt, dass dies auch Auswirkungen auf den Cannabis-Konsum von Jugendlichen habe, warnt Thaiss. Einer jetzt veröffentlichten Studie zufolge bleibt vor allem der langfristige Konsum nicht ohne Folgen.
Edison Manrique-Garcia vom Karolinska Institutet, Stockholm, hat Daten von 50.373 schwedischen Rekruten im Alter von 18 bis 19 Jahren ausgewertet. Bis zur Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 wurden sie auch zum Drogenkonsum befragt. Weitere Informationen kamen aus dem Cause of Death Register. Bei Cannabis-Konsumenten fand der Wissenschaftler ein um 40 Prozent höheres Mortalitätsrisiko, gemessen an einer Kontrollgruppe ohne die Droge. Der Unterschied war statistisch signifikant. Andere Einflussfaktoren wie Alkohol oder psychische Erkrankungen konnte Manrique-Garcia ausschließen. Speziell bei Psychosen zeigte sich kein Unterschied zwischen der Konsumgruppe und der Kontrollgruppe. Fehlende Informationen schmälern die Aussagekraft der Studie. Trotzdem hält es Edison Manrique-Garcia für sehr wahrscheinlich, dass Suizide oder unfallbedingte Verletzung die erhöhte Sterblichkeit erklären.
In der Praxis spielen Folgeerkrankungen eine große Rolle. Renee Goodwin aus New York berichtet, dass Cannabis-Konsumenten, verglichen mit Personen ohne Drogenvorgeschichte, fünf Mal häufiger einen kritischen Alkoholkonsum entwickeln. Als Basis konnte der Forscher auf Daten von 27.461 amerikanischen Erwachsenen der National Epidemiologic Survey on Alcohol and Related Conditions zugreifen. Damit, so Goodwin, sei Cannabis als Risikofaktor zu bewerten, um ein problematisches Trinkverhalten zu entwickeln. Unter der Droge falle der Ethanolentzug außerdem schwerer.