Die Überlebenschancen für Patienten mit Glioblastom sind unverändert schlecht. Jetzt gibt es neue Hoffnung: Forschern ist es gelungen, Immunzellen so zu programmieren, dass sie eine starke Immunreaktion gegen den Hirntumor auslösen. Patienten lebten deutlich länger.
Obwohl die Onkologie rasante Fortschritte macht, sterben die meisten Patienten mit Glioblastomen statistisch ein bis zwei Jahre nach der ärztlichen Diagnose. Tumortherapiefelder oder Methadon als mögliche Wirkverstärker von Chemotherapien werden in der Fachwelt kontrovers diskutiert, brachten aber bislang keinen Durchbruch. Jetzt hofft man auf einen personalisierten Impfstoff.
Das Grundprinzip macht seit einigen Monaten vor allem bei der CAR-T-Therapie gegen bestimmte Leukämieformen Furore (DocCheck News berichtete), lässt sich aber auf viele Erkrankungen übertragen: Körpereigene Immunzellen werden entnommen, im Labor gegen Tumoren „scharf gemacht“ und dem Patienten erneut verabreicht. Northwest Biotherapeutics hat ein Verfahren entwickelt, um aus dem Blut von Patienten dendritische Zellen abzutrennen und zu aktivieren. Diese Immunzellen lösen eine primäre Immunreaktion aus, indem sie T-Lymphozyten aktivieren. Dendritische Zellen richten sich per se gegen Mikroorganismen. Sie ließen sich mit Glioblastom-Gewebe von Patienten aber so umprogrammieren, dass der Hirntumor unter Beschuss geriet. Bei einem einzigen Patienten kam es durch diese Strategie bereits zur Remission seines Gehirntumors.
Jetzt berichtet Landa M. Liau von der University of California Los Angeles (UCLA) über Zwischenergebnisse einer größeren Phase-3-Studie. Alle 331 Glioblastom-Patienten wurden im Verhältnis 1:2 randomisiert einer Gruppe mit Standardtherapie plus Placebo oder einer Standardtherapie plus individuellem Impfstoff zugeordnet. Kam es zum Rezidiv, erhielten Teilnehmer unabhängig davon eine Vakzine. Durch dieses Crossover-Design bekamen 86 Prozent wenigstens eine Spritze mit individuellen dendritischen Zellen. Wer zuvor in der Verum- oder Placebo-Gruppe war, bleibt bis Studienende unter Verschluss. Trotz dieser Unbekannten überraschen einige Ergebnisse aus Liaus Zwischenanalyse bereits heute. „Die gesamte Patientenpopulation in der Studie scheint länger zu leben, und 30 Prozent der Patienten haben deutlich länger gelebt, als wir angesichts des typischen Verlaufs dieser Krebserkrankung erwarten würden“, berichtet der Coautor Jian L. Campian in einer Pressemeldung. Den Autoren fiel auf, dass alle 331 Patienten in der Studie eine mediane Überlebenszeit von etwas über 23 Monaten hatten. Dazu der Vergleich mit 15 bis 17 Monaten in der klinischen Praxis. Bei 100 Patienten waren es sogar 40,5 Monate. Auch hier bleiben Details zum Studienarm bislang unter Verschluss. Komplikationen wie Hirnödeme, Lymphdrüseninfektionen, Krämpfe oder Übelkeit traten nur bei sieben Teilnehmern (2,0 Prozent) auf. Ob sie mit der Impfung und/oder der Chemotherapie in Verbindung stehen, ist offen.
Ob sich die hohen Erwartungen erfüllen, wird sich erst bei der abschließenden Auswertung zeigen. Zwei Aspekte sprechen aber für Liaus Ansatz: