Ist eine Zelle hohen Temperaturen oder Stress ausgesetzt, bilden sich Hitzeschockproteine. Forscher zeigten nun, welche Rolle die Eiweißstoffe bei der Bildung von Tumoren an der Thymusdrüse spielen. Als Tumor-Marker könnten sie eventuell bei Krebstherapien eingesetzt werden.
Die Aufgabe der menschlichen Thymusdrüse ist die Bildung von T-Zellen, die der spezifischen Immunabwehr dienen und entscheidend für das Immunsystem sind. Die T-Zellentwicklung findet vor allem in den ersten zehn Lebensjahren statt. Danach kommt es zur Rückbildung der Thymusdrüse, wobei Gewebe durch Fett ersetzt wird und die Drüse auch ihre Funktion verliert. Im Verlauf des degenerativen Prozesses können sich Thymustumore – Thymome und Thymuskarzinome – bilden. Mögliche Ursachen und Risikofaktoren sind noch ungeklärt. Zum Befund kommt es oft zufällig im Rahmen einer Untersuchung aus anderen Gründen, oder in Zusammenhang mit der Diagnose von Myasthenia gravis, einer zur Muskelschwäche führenden, neurologischen Autoimmunerkrankung. Etwa jeder Zehnte dieser Patienten leidet auch an einem Thymustumor, der in der Regel chirurgisch entfernt wird.
Ein Team von Thoraxchirurgen und einem Team von Pathologen von der MedUni Wien hat nun in Zusammenarbeit untersucht, welche Rolle Hitzeschockproteine bei der Tumorbildung an der Thymusdrüse spielen. Hitzeschockproteine sind Eiweißstoffe, die gebildet werden, wenn Zellen einer erhöhten Temperatur oder anderen Stressfaktoren ausgesetzt sind. Auch Infektionen gehören dazu. Hitzeschockproteine stabilisieren die zellulären Prozesse und fördern somit das Überleben von Zellen unter schwierigen Bedingungen. Tumorzellen nutzen diese Proteine u.a. für die Entstehung von Metastasen und zur Entwicklung von Resistenzen gegen Chemotherapien.
Das Resultat der Studie: Die im Patientenblut gemessenen Proteinmengen nehmen nach kompletter Tumorentfernung signifikant ab. Zudem haben Hitzeschockproteine in Tumoren eine prognostische Relevanz. „Hitzeschockproteine sind vielversprechende Tumormarker für Patienten mit Thymomen und könnten in Zukunft für Patienten, bei denen eine Tumoroperation nicht möglich ist, für zielgerichtete Krebstherapien eingesetzt werden“, sagt Stefan Janik, Thoraxchirurg und Erstautor der Studie. Originalpublikation: HSP27 and 70 expression in thymic epithelial tumors and benign thymic alterations: diagnostic, prognostic and physiologic implications Stefan Janik et al.; Scientific Reports, doi: 10.1038/srep24267; 2016