Hirntumore bremsen das Immunsystem aus, um wachsen zu können. Schuld daran trägt das MiF-Molekül. Wenn man die Immunzellen gegen die Wirkung von MiF immun macht, kann das Tumorwachstum effektiv aufgehalten werden.
Einige Arten von Tumoren sind deshalb so gefährlich, weil sie vom Immunsystem nicht aufgespürt werden und ungestört wachsen können. Wissenschaftler vom Universitätsklinikum der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg haben jetzt herausgefunden, wie ganz speziell Hirntumoren die körpereigene Abwehr ausbremsen.
Das Team um Dr. Nicolai Savaskan entdeckte ein Molekül, dem es den Namen Macrophage Migration Inhibitory Factor (MiF) gab. Dieses Molekül wird von den Zellen des Hirntumors ausgeschüttet und legt das natürliche Abwehrsystem des Menschen lahm. „Bösartige Tumoren laufen quasi unter dem Radar des eigentlich sehr effektiven Immunsystems“, erklärt Savaskan. „Doch jetzt, da wir die Immunbremse kennen, haben wir auch die Möglichkeit, sie zu lösen.“ Um eine zielgerichtete Immunreaktion gegen den Hirntumor zu steuern, nutzte das Team Antikörper und gentechnische Methoden. Dabei zeigte sich, dass das Tumorwachstum effektiv aufgehalten werden kann, wenn Immunzellen selbst immun gegen die Wirkung von MiF gemacht werden. „Die ersten klinischen Studien zur Neutralisierung von MiF bei Dickdarmkrebspatienten sind sehr ermutigend“, sagt Savaskan. „Mit der Zulassung von Medikamenten, die MiF blockieren, rechnen wir bis 2017, wobei dann zuerst eine Verträglichkeitsüberprüfung bei Hirntumorpatienten erfolgen muss. Ein erster Schritt zur Immuntherapie ist somit genommen.“ Originalpublikation: MIF-CD74 signaling impedes microglial M1 polarization and facilitates brain tumorigenesis Ali Ghoochani et al.; Oncogene, doi:10.1038/onc.2016.160; 2016