Apotheker befürchten bei nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten immer mehr Preisdruck und damit eine „Trivialisierung“ potenziell schädlicher Wirkstoffe. Mit strengeren Regelungen des Gesetzgebers rechnet aber niemand.
Seit 2004 haben Apotheker die Möglichkeit, Preise für OTCs rein betriebswirtschaftlich zu kalkulieren. Das führt zu teils absurden Zahlen: Wie eine aktuelle Recherche über das Vergleichsportal „Medizinfuchs“ zeigt, ist das billigste ASS-Präparat schon für 1,51 Euro (100 Stück) zu haben. Paracetamol gibt es für 0,43 Euro (20 Tabletten), und Ibuprofen für 1,47 Euro (50 Stück). Kollegen ist dieser Trend schon lange ein Dorn im Auge. Jetzt hat das Institut für Handelsforschung (IFH) Köln 234 Apothekenleiter nach ihren Erfahrungen befragt.
Jeder zweite Inhaber gab an, die Konkurrenzsituation als intensiv zu empfinden und sich detailliert mit der Preisgestaltung nicht verschreibungspflichtiger Präparate zu befassen. Der Studie zufolge achten Kunden bei Supplementationen (67 Prozent) und bei Medikamenten gegen diverse Symptome bei Erkältungen besonders auf den Preis. Mit geringem Abstand folgen Produkte zur Behandlung von Bewegungsschmerzen (60 Prozent) und Kopfschmerzen (57 Prozent). Dieser Trend gibt Anlass zur Sorge.
Fast 92 Prozent aller befragten Apotheker erwarten, dass durch Preisdumping im OTC-Bereich eine Preisspirale in Gang gesetzt werde, die sich noch weiter verstärken werde. Außerdem kritisieren rund 86 Prozent, entsprechende Medikamente würden trivialisiert. Chancen zur Ertrags- oder Umsatzsteigerung sowie Marketingaspekte sehen die Interviewten allenfalls am Rande.
Als Lösung bleibt eigentlich nur, wieder zur Preisbindung bei OTCs zurückzukehren. Das hatte Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, mehrfach gefordert. Auch Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) hat Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Preisfreigabe. Dass Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) in dieser Legislaturperiode aktiv wird, erwartet jedoch niemand.