Was haben der Anfang und das Ende eines Jahres gemeinsam? Schnee und Glätte sorgen für voll ausgelastete OP-Säle. Zahllose Patienten mit Grippe belegen die Betten. Und die Stimmung der Kollegen ist unter dem Gefrierpunkt.
Die ersten und letzten Wochen im Jahr sind für die meisten Abteilungen im Krankenhaus heiße Phasen. Über die Feiertage waren die Stationen teilweise nur reduziert geöffnet, Personal stand nur reduziert zur Verfügung.
Noch immer werden Überstunden aus dem letzten Jahr abgefeiert. Leider ist gerade jetzt die Notfallversorgung ausgesprochen aufwendig. Eis, Schnee und Glätte sorgen für ausgelastete OP-Säale und die Betten auf den Stationen werden knapp. In der Inneren Medizin sind Stationen mit Grippe erkrankten älteren Damen und Herren belegt, die Durchfallerkankungen haben Hochsaison.
Der Stress unter den verbliebenden Mitarbeitern ist groß. Zusätzlich tragen die wenigen Ärzte nun die volle Verantwortung, können sich schlechter mit den Kollegen austauschen. Der Druck wächst.
Drangsalierende Oberärzte
Die allgemeinchirurgische Kollegin stand kürzlich in der OP-Umkleide neben mir. Vor Wut liefen ihr die Tränen über die Wangen. Der leitende Oberarzt drangsalierte sie, seit der Chefarzt und weitere Oberärzte sich in die Ferien verabschiedet hatten. Die verbliebenen Kollegen konnten ihn kaum stoppen. Ihr Telefon läutete über die Feiertage Sturm. Auf jeder Station fand der leitende Oberarzt noch einen Patienten, der dringlich operiert werden musste. Sie sagte, für sie ist gerade jeder Tag ein Horrortrip der Extraklasse. Die zusätzliche Basisarbeit überließ er selbstverändlich ihr. Der Umgangston war harsch, im bellenden Befehlston. Nachfragen ließ er nicht zu.
„Weil ich es Ihnen sage“
Bei der jetzigen Patientin ist die OP-Indikation mehr als fraglich. Das merkt insbesondere die langjährig arbeitende Assistenzärztin an, die die Patientin für die OP vorbereiten soll. Mehrfache Nachfragen unterband der zuständige Oberarzt mit: „Weil ich es Ihnen sage“ oder „Hören Sie auf, nachzufragen. Ich bin Ihnen gegenüber weisungsbefugt. Also müssen Sie das nunmal erledigen.“
Mein Tipp, wenn es auf einer elementaren, absolut notwendigen Kommunikationsebene nicht funktioniert: Anweisung missachten. Bei so einem Umgangston könnte es mir nämlich durchaus passieren, dass ich die Anweisungen irgendwie missverstehe. Spätestens dann hätte ich entsprechend Gehör.
Welche Vorschläge habt ihr?Bildquelle: Markus B, pexels